In Ritterhude marschiert die regionale Querdenker-Szene nahezu unbehelligt durch die Provinz. Unter Ihnen zahlreiche Neonazis. Ein enormes Polizeiaufgebot hinderte zuletzt eine kleine Gruppe AntifaschistInnen, ihrem Gegenprotest hör- und sichtbar Ausdruck zu verleihen.
Am Samstag marschierten über 200 AkteurInnen der überregional angereisten Querdenker-Szene durch Ritterhude. In die Organisation waren zahlreiche AkteurInnen einer dörflichen Neonazi-Szene unter anderem als Ordner involviert. Im Vorfeld war in den Telegram-Gruppen der Szene angekündigt worden, es würden “alle drei Strophen des Deutschlandliedes” gesungen. Angereiste Neonazis, wie der aus Osterholz-Scharmbeck stammende Dennis Stubbe, hatten sich identische Mützen der neonazistischen Band “Kategorie C“ aufgesetzt. Mit dem gut sichtbaren Emblem der Band und Aufschrift “Deutsche Jungs“. Im Netz bezeichnet sich Stubbe als “Stolzer Hool” und brüstet sich damit AntifaschistInnen zu bedrohen. Vernetzt ist Stubbe auch mit Bremer Querdenkern.
Im Vorfeld hatte sich die Neonazi-Partei “Die Rechte Bremen” in den sozialen Medien angekündigt. Die zum zweiten Mal lediglich zur Teilnahme mobilisierte, jedoch für Szene-KennerInnen bereits erwartbar, nicht an dem Aufmarsch teilnahm. Durch die Verwendung von Funksystemen mit Im-Ohr-Empfängern, war für BeobachterInnen leicht zu erkennen, wer insgesamt an diesem Tag zur Ordner-Struktur gehört und damit zur neonazistischen Szene. Entsprechende Embleme die dies zur Schau stellten, fanden sich bei nahezu allen diesen Personen. Mitunter trugen die Ordner Shirts mit der völkischen Lebensrune. Am Rande des Geschehens saßen “wie zufällig” weitere Neonazis, die Lage beobachtend, mit ungestörten Blick auf den antifaschistischen Gegenprotest. Mitunter stets etwas in das Smartphone tippend. Auch hier wurde aus der extrem rechten Gesinnung kein Geheimnis gemacht und das auf NS-Flaggen genutzte Reichskreuz und ähnliches auf der Kleidung zur Schau gestellt. Im Laufe der Versammlung sammelten die neonazistischen Ordner, allen voran Dennis Stubbe, Spendengelder ein.
Mit dieser einschlägigen Szene liefen wie üblich EsoterikerInnen, AfD-Fans, Mitglieder der antisemitischen Partei “Die Basis” und Reichsbürger zusammen. Darunter auch bekannte AkteurInnen von “Querdenken 421” aus dem Raum Bremen. Dazu zählen Jan S. (Anmelder von geplatzten Kundgebungen die Reichsfahnen zum Thema haben sollten) und Wolfgang W. (Mitglied “Die Basis Bremen”). Besonders auffällig an dieser Veranstaltung war die Kindeswohl gefährdende Instrumentalisierung von Kleinkindern und Jugendlichen. Die von ihren Eltern dazu missbraucht wurden, die gefährliche Ideologie einer vermeintlich “globalen jüdischen Verschwörung” (The Great Reset) auf dieser Versammlung mit ihnen zu repräsentieren. Auf Nachfrage an eines der Kinder, warum es heute hier sei, die Antwort: “Wegen meiner Mama“. – Selbstverständlich haben Kinder keine Wahl und werden in diese Sekten-ähnliche Szene gezwungen. Der Staat hält sich raus. Dass die Szene sogar bereit ist, ihre Kinder vor sich zu schieben, um polizeiliche Maßnahmen abzuwehren, ist bundesweit belegt. Ähnliche Manipulationen und Indoktrinierungen von Schutzbefohlenen, sind uns in diesem Ausmaß bislang nur von Veranstaltungen der NPD bekannt.
In Redebeiträgen und Sprechchören wurden Andersdenkende, die freie Presse und AntifaschistInnen als “Nazis” verunglimpft. Grob falsch wurde in einem langen Redebeitrag der Artikel 20 Abs. 4 des Grundgesetzes interpretiert, entsprechend die Polizei vor Ort aufgefordert sich ihrem vermeintlichen “Widerstand” anzuschließen. Hier also offen BeamtInnen zum Rechtsbruch aufgefordert. Solche Aufforderungen die das Grundgesetz bewusst missinterpretiert, sind seit dem Aufkommen von Pegida bundesweit auf solchen Aufmärschen normalisiert. Zeitweise skandierte die Szene “Nazis raus!” in Richtung des antifaschistischen Gegenprotestes. Darunter auch jene Akteure mit Emblemen der neonazistischen Band “Kategorie C”. An einem Demo-Fahrzeug wurden Plakate angebracht, die von Fachstellen bereits in ihrer politischen Intention als antisemitisch eingeordnet wurden und im extrem rechten Kopp-Verlag erhältlich sind. Inhaltlich hatten die RednerInnen keine erkennbar legitime Position. Lediglich Feindbilder wurden generiert.
Eine Gruppe aus 25 AntifaschistInnen, unverhältnismäßig dicht umringt von Hundertschaften der Polizei, hielt vor Ort mit Redebeiträgen zeitweise dagegen. Die Ritterhuder Zivilgesellschaft blieb dem Treiben der extrem rechten Szene fern. Demokratie verteidigen, beginnt für einige eben nicht am eigenen Gartenzaun, sondern erst an der Ukrainischen Grenze.
Redaktion
AfD Watch Bremen
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