Ein Transparent mit der Aufschrift”Gegen Rechts – Gegen Impflicht” soll den falschen Eindruck erwecken, es mit einer Demo gegen Rechts zutun zu haben. Dahinter tarnt sich mitunter die extreme Rechte. Vegesack, 14.03.2022.

Die extrem rechte Szene hat eine neuen Weg gefunden sich zu tarnen. Sie organisiert Querdenker-Demonstrationen mit hippiesken Elementen. Schreibt auf ihre Transparente sie sei “Gegen Rechts“, bezeichnet alles und jeden als “Nazis” und konstruiert eine “echte” und eine “bezahlte Antifa“, eine “freie” und eine unfreie Linke. Zu ersteren selbstverständlich sie sich zählen. In Ritterhude konnte Anfang des Monats das Versteckspiel der Szene einfach entart werden. Rechtsextreme wollten nicht auf die Zurschaustellung ihre Symbole verzichten. Am Montag in Bremen-Vegesack zeigten dieselben Akteure ihre perfide Fähigkeit zur Anpassung. Ein Besuch vor Ort.

In Bremen-Vegesack marschierten am Abend ca. 50 Personen der Querdenker-Szene ohne Gegenprotest. Die bereits am 02.03.2022 beim Bremer Ordnungsamt angemeldete Versammlung, wurde für mindestens 300 Personen angemeldet. Über diese Tatsache wollte die Versammlungsleiterin beim Verlesen der Auflagen schnell hinweggehen und fragte die Polizeileitung, ob sie verpflichtet sei alles aus dem Auflagen-Text der Behörde laut zu verlesen. Mehrfach beschwerte sich die Leiterin, über das Verlesen müssen der Auflagen. So wurde die Versammlungsleitung in dem Text ausführlich von der Behörde darin belehrt, keine NS-verherrlichenden Symbole, keine Reichsflaggen, keine “Davidsterne” mit der Aufschrift “Ungeimpft” und ähnliches auf der Versammlung mitführen zu dürfen. – Einer Versammlung die auf dem Boden des Grundgesetzes steht oder wahrhaftig “Gegen Rechts” sei, müssen solche Auflagen bekanntlich nicht gemacht werden. – Wie schlecht diese Tatsachen den Teilnehmenden ins Konzept passte, zeigte der rasche Anstieg von Aggression. Nach zwanzig Minuten des Verlesens von Auflagen, platze einem Teilnehmer der Kragen und schrie über den Bahnhofsplatz, sie solle aufhören damit: “Es reicht!“. Das in den Auflagen vorgegebene Vermummunsverbot wurde von Ordnern und einigen TeilnehmerInnen missachtet. Die Polizei verzichtete darauf die Auflage durchzusetzen.

Auffallend war, wie viele Personen alkoholisiert und mit Bierflasche in der Hand zur Versammlung kamen. Eine Auflage verpflichtete jene Personen die ein Attest besäßen, um keine Maske tragen zu müssen, zehn Meter entfernt an einem Polizeifahrzeug vorstellig zu werden. Ein Drittel der Personen folgte dem Aufruf. Auch hier darf die Echtheit der Atteste bezweifelt werden. Dieselben Personen die sich meldeten, konnten dabei beobachtet werden, wie sie im Verlauf der Demonstration pausenlos Zigaretten rauchten. Dass bundesweit im Grunde nur gekaufte Fälschungen und Gefälligkeits-Atteste bei der Szene im Umlauf sind, ist ein offenes Geheimnis. Dass der Staat schon lange vor dieser Tatsache eingeknickt ist, ebenfalls.

Täuschen und Tarnen

Getarnt als hippieske Friedensdemo versucht die rechte Szene auf der Straße Fuß zu fassen. Ihr Versteckspiel geht in Bremen nicht auf. Vegesack, 14.03.2022.

Die Organisation, Versammlungsleitung sowie Ordner aus dem neonazistischen Milieu, waren mitunter dieselben, wie am 05.03.2022 im niedersächsischen Ritterhude. Wir berichteten. Am Montag-Abend in Vegesack, versuchten die Ordner der Versammlung diese Tatsache zu verbergen, indem sie auf Erkennungszeichen der Szene verzichteten und einen bürgerlicheren Kleidungsstil wählten. Im Gegensatz zu ihrem Auftreten in Ritterhude, behaupteten die OrgansatorInnen auf einem ihrer Front-Transparente nun, sie wären “Gegen Rechts und gegen Impfzwang“. In Ritterhude hatten dieselben AkteurInnen aus dem Raum zwischen Bremen, Bremerhaven, Osterholz-Scharmbeck, Cuxhaven und Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein) noch “Nazis raus” in Richtung eines antifaschistischen Gegenprotestes gerufen. Wie weit her es mit der neuen Taktik der Szene bundesweit ist, sich als “antifaschistisch” oder “gegen Rechts” zu inszenieren, zeigte auch ein Gespräch beteiligter Personen am Rande der Versammlung. So wurde nach minutenlanger Tiraden über Grüne und SozialdemokratInnen, sich über Körperumfang und Herkunft von Abgeordneten der Regierungsparteien echauffiert. Darunter dem Bundesminister Cem Özdemir (Grüne) lapidar seine Kompetenz aus rassistischen Motiven abgesprochen. Dieser sei schließlich immer noch “Ausländer” und könne nicht wissen, was für “uns Deutsche” richtig sei. Dieselben Fahrzeuge die bereits in Ritterhude für die Demonstration genutzt wurden, hatten in Vegesack nun keine Plakate aufgeklebt. Zuletzt waren antisemitische Plakate aus dem extrem rechten Kopp-Verlag an jenen Fahrzeugen.

Am Rande wurde zudem ein Pressefotograf in Sichtweite der Polizei von einem bereits bekannten Akteur der Szene mit den Worten bedroht; “Du scheiß Antifafotze, wir kriegen dich!“. – Die Person war bereits Gegenstand unserer Berichte, da dieser einen antifaschistischen Gegenprotest im Bremer Stadtteil Findorff, im Dezember 2021, im Beisein von Akteuren von “Querdenken 421” mit einem Cutter-Messer bedrohte und dabei eine Person des Gegenprotestes verletzte. An diesem Beispiel zeigt sich erneut die Gefährlichkeit der Szene und damit auch erneut die falschen Versprechungen des Bremer Innensenators (SPD).

Putin, Putin über alles

Frieden, Freiheit, keine Diktatur”, lautete eine Parole an dem Abend. In einem Redebeitrag auf dem Sedan-Platz, wurde sich offen mit dem Kriegsverbrecher Putin solidarisiert und der Bundesrepublik eine Mitschuld am Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gegeben. Ebenso würden “soziale Verbände und Kirchen” in Deutschland zusammen mit den Regierungsparteien “Kriegstreiber” sein, da diese sich für Verteidigungswaffen für die Ukraine aussprechen würden. So würde “in den sozialen Medien gehetzt gegen Russland“. Der Angriffskrieg mit inzwischen Tausenden zivilen Opfern, wurde als “Konflikt” verharmlost. Des Weiteren folgten die üblichen Fakenews über Ursachen der Pandemie, über die freie Presse und zum Krieg in der Ukraine. Insgesamt eine Eins-zu-eins-Übertragung der Kremel-Propaganda, unwidersprochen auf Bremens Straßen.

Redaktion
AfD Watch Bremen