De Buer auf dem Marktplatz vor der Bürgerschaft am 27.03.2017 mit “Kandel ist Überall” Button. Bildquelle: Screenshot, FB “Volksbewegung Niedersachsen”

Bürgerliche Fassade für rechtsextreme Netzwerke

Sybill Constance De Buer tauchte zunächst aufgrund einer Auseinandersetzung um ihren Status als Transgender-Person mit Bremer Behörden in der Öffentlichkeit auf. Hier verweigerten ihr zuständige Behörden die Anerkennung als Frau. Anderenorts versuchte Sie sich auch in einer Kampagne gegen Stuttgart 21. Soweit, so legitim, in der Öffentlichkeit gegen institutionelle Diskriminierung und gegen Großbauprojekte zu streiten. Am 27.03.2018 tritt sie erneut in die Öffentlichkeit. Diesmal aus einer ganz anderen Richtung.

Auf dem Marktplatz in Bremen trat De Buer nun auf, um den Rechtsextremisten der AfD Bremen/Niedersachsen in die Karten zu spielen. Gemeinsam mit dem AfD Bürgerschaftsabgeordneten, Alexander Tassis, sowie dem Diepholzer AfD Kreisverbandsvorsitzenden, Michael Schnieder, versuchte De Buer die Hetzkampagne “Kandel ist Überall“, bzw. einen sogenannten “Frauenmarsch“, zu initiieren (Wir berichteten).

Ankündigung Aufmarsch mit dem Label “Kandel ist überall” und “Merkel muss weg” Beworben wird dieser Aufmarsch vor allem durch die AfD und von rechtsextremen Social-Media Seiten

Daneben, regelmäßig an Dienstagen, einen anschließenden “Montagsspaziergang” durch die Innenstadt. Hier nach Berliner Vorbild, von einer nachweislich durch Neonazis unterwanderten Hetzkampagne. Die irreführend auch als “Frauenmarsch” gelabelt wird. Der Anteil von Frauen bei diesen Aufmärschen liegt bei ca. 10 Prozent. Was sich ungefähr mit dem Anteil Frauen in der AfD deckt. Auch in Bremen standen allein männlich sozialisierte Personen im Vordergrund und vor der Kamera. Frauenrechte wurden auch hier nicht thematisiert. Dieser “Frauenmarsch” steht also auch in Bremen im Kontext der bundesweit agierenden Neonazi-Aufmärsche u. a. mit dem Label “Merkel muss weg” und “Kandel ist Überall“. Hier treten vor allem AkteurInnen von Pegida und AfD ans Mikrophon. Vor der Bühne solcher Aufmärsche, verschiedenste rassistische Strömungen. Von “Identitären“, NPD über Burschenschaftern bis zu Neonazi-Hooligans und Netzwerke militanter Kameradschaften. – Frauenrechte und emanzipatorische Kämpfe interessieren hier niemanden. Interesse zeigen die AkteurInnen allein an ihrem antimuslimischen Rassismus, Ultranationalismus und seit einiger Zeit vermehrt auch an “der Antifa“.

Welches Klientel hier bedient wird, zeigt sich auch bei den Reaktionen des Publikums. Am 27.03.2018 auf dem Marktplatz in Bremen war auch Sabrina ‘Bounty’ Meyer zugegen, um De Buer in einem Gespräch mit Mobiltelefon für ihre Zwecke aufzuzeichnen. Diese hatte zudem einen Text veröffentlicht der wenig Tatsachen, dafür jede Menge reißerisches, parat hielt:

(Auszug) Dieser kriminelle Prügelmob der CDU nimmt doch ernsthaft seine Kleinkinder mit, wenn sie jene, die die Demokratie hoch halten und ernst nehmen, feige und hinterhältig von hinten in den Rücken springen, sie verprügeln, ihre persönlichen Sachen zerstören. Und mitten drin deren Kinder. Jetzt kann ich tatsächlich doch die Diskussion verstehen, dass Eltern nicht in der Lage sind Kinder gewaltfrei zu erziehen und diese darum mehr staatliche Betreuung oder sogar Obhut bekommen sollen. Heute ergab dies plötzlich Sinn, obwohl ich zuvor ganz entschieden dagegen war. Hasserfüllt scharrten sie sich um uns, lediglich acht Menschen waren wir, umzingelt von knapp 100 kriminellen und gewaltbereiten Schlägern, die nicht anders wollten, als schlagen, prügeln, zerstören.

Ein Teil der Administratoren der Seite Volksbewegung Niedersachsen mit ihrem Transporter nach einem gewalttätigen Aufmarsch in Göttingen am 10.10.2017. Die Gruppe um “Volksbewegung Niedersachsen” wird seit 2016 vom VS beobachtet. Bildquelle: Volksbewegung Niedersachsen

Veröffentlicht wurde der Text und mehrere Videos vom 27.03.2018, von der verschwörungstheoretikerin (Chemtrails, BRD GmbH) Meyer auf verschiedenen Seiten rechtsextremer Akteure. Unter anderem auf der Seite “Volksbewegung Niedersachsen“. Die Seite die bis vor kurzem noch “Freundeskreis Thüringen/Niedersachsen” hieß und Thügida mit-organisiert, wird von militanten Neonazis administriert. Davon musste ein Teil sich erst kürzlich vor Gericht verantworten. Bei einer Razzia hatten die Behörden diverse Waffen bei drei der Akteure sichergestellt. Für Bremen rufen die Administratoren der Seite u.a. dazu auf, für die weiteren Aufmärsche “ein paar Männer fürs Grobe” mitzunehmen. Auf der Seite “Journalistenwatch” wird von dessen Usern, unter der Propaganda von Sabrina Meyer darüber nachgedacht, auch einfach mal mit “Scharfschützengewehr” auf den Gegenprotest zu reagieren.

Anmelderin der Aufmärsche in Bremen, De Buer, mag zwar selbst nicht ins szenetypische Bild rechtsextremer Agitation passen. Recherchen zu ihren Online-Auftritten zeigen jedoch, dass sie deutlich die Nähe zu RechtsextremistInnen sucht. Auf ihrem VK Konto wird schon gleich am Anfang mit der verschwörungs-theoretischen Plattform Infokrieg geworben. Im engeren Freundeskreis ihres VK Onlineauftritts, finden sich AkteurInnen die mehrfach wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung ins Interesse der Staatsanwaltschaft fielen, wie die ehemalige Pegida Frontfrau Tatjana Festerling.

Auf ihrem Facebookprofil finden sich parteipolitische Interessen für sämtliche AfD Verbände, überwiegend im niedersächsischen Raum, aber auch für die FPÖ. Aus dem offen rechtsextremen Spektrum interessiert sich De Buer u.a. für die antisemitische Band A3stus. Die schon in ihrem Header aufmachen mit der Parole “Wahrheit macht frei“, in Anlehnung an NS Ideologie und Schriftzug “Arbeit macht frei“. An den Eingangstoren verschiedener NS Vernichtungslager bis heute zu sehen. Ebenfalls werden von De Buer Seiten unterstützt, wie “Ingolstadt gegen Überfremdung“, welche von Organisatoren aus dem neonazistischen Spektrum administriert wird. Ebenso die Seite “Nein zum Heim – Sächsische Schweiz” die im Hintergrund durch die NPD administriert wird. Weitere Beispiele ließen sich fortführen.

De Buer legt es also mit ihrer Unterstützung für rechtsextreme Organisationen und ihrem Versuch dessen Kampagnen in Kooperation mit der AfD in Bremen zu adaptieren, darauf an, entsprechendes Publikum aus dem neurechten bis militant neonazistischen Spektrum in Bremen auf die Straße zu bringen.

Beim Aufmarsch auf dem Marktplatz am 27.03.2018 nahmen teil:

Alexander Tassis (MdBB) AfD Bremen
Michael Schnieder (KV Diepholz) AfD Niedersachsen
Sybill Constance De Buer (Bremen)
Johannes Luig (Bremen)
Ilyas Miland (Bremen)
Sabrina Meyer, mit Schwester (Hamburg)
Sonja Bludau (Ritterhude)

Redaktion
AfD Watch Bremen