Jonas Schick am 15.08.2017 gibt beim “IB”-Aufmarsch gemeinsam mit der Landesführung der Bremer AfD Anweisungen. auf dem Marktplatz, während des Wahlkampf-Auftritts der Budeskanzlerin.

Kader der “Neuen Rechten” Jonas Schick

“Junge Alternative” nicht extrem genug

Jonas Schick war 2015 zum Studium aus der Region Mannheim nach Bremen gezogen und stieg im Herbst 2016 mit Gründung der Bremer “Jungen Alternative” (JA), als aktives Mitglied in die völkisch-nationalistisch orientierte Gruppierung mit ein. Schick immatrikulierte an der Uni Bremen im Fach Soziologie, nachdem er zuletzt in Mannheim Politikwissenschaften studierte. Unsere Recherchen können belegen, dass Jonas Schick bereits 2010 auf der BestellerInnen-Liste des Neonazi-Versandhauses Thor Steinar aufgeführt war.

Enge Beziehung zu Vorstandsmitgliedern der AfD und Jugendorganisation

Jonas Schick wohnte bis 2017 zusammen mit AfD-Beiratsmitglied und (ehemaligen) JA-Vorsitzenden Marvin Mergard in Vegesack in einer Wohngemeinschaft. Bei Propaganda-Auftritten der Bremer AfD war Schick zusammen mit dem Bremer Bundestagsabgeordneten und (ehemaligen) AfD-Landeschef Frank Magnitz überwiegend mit dem Vorstand der JA  im Bremer Norden für die AfD aktiv. Nach Angaben des (ehemaligen) AfD-Bürgerschaftsabgeordneten Alexander Tassis, sei Jonas Schick für den “Fachbereich Genderpolitik” zuständig gewesen. Belege, ob diese “Fachbereiche” tatsächlich in der AfD geführt und ausgestaltet werden, existieren nicht.

Taktischer Austritt aus der “Jungen Alternative”

“IB” Propaganda 2017 bei Worpswede am Niedersachsen Stein. Mit Kader Jonas Schick (ganz rechts).

Im Sommer 2017 sei Jonas Schick nach eigenen Angaben aus der Jugendorganisation der Bremer AfD ausgetreten. Der offizielle Austritt diente zum einen dem Zweck, sich hauptsächlich der “Identitären Bewegung” (IB) widmen zu können. Zum anderen, um formal eine Trennung zwischen AfD und “IB” zu inszenieren. Tatsächlich bestand bereits 2017 Personalunion zwischen der “JA” und der “IB”. Aufgrund des offiziellen Unvereinbarkeitsbeschlusses der Partei und der zu diesem Zeitpunkt drohende Fokussierung der AfD durch den Verfassungsschutz, glaubten die Akteure die Öffentlichkeit täuschen zu können. Schick gründete mit seinem offiziellen Austritt bei der “JA” einen “Podcast” mit dem Titel “90 Grad“. Die inhaltlichen Bezüge zur “IB” waren offenkundig. Seine Gesprächspartner waren dabei u.a. Teile des Vorstands der “Jungen Alternative Bremen”. Akteure der “IB” aus Hamburg. Sowie regelmäßig der damalige Vorsitzende der “JA” Robert Teske.

Die Akteure aus “IB” und “JA” kamen unregelmäßig zu ihrem “Podcast” zusammen, um gegenwärtige politische Ereignisse ideologisch zu bewerten. Sowie ihre im wesentlichen belanglosen Kommentierungen zu den selbst gesetzten Themen, über verschiedene Social-Media-Kanäle zu propagieren. Die von Schick als “Podcast” bezeichneten Unterhaltungen zwischen den genannten Akteuren wurde nach Veröffentlichung sowohl vom “IB” Ableger in Bremen, als auch von der Hauptseite der “Identitäre Bewegung Deutschland” online verbreitet. Der von Schick initiierte “Podcast” fand trotz Support durch das weitreichende “IB” Netzwerk jedoch kaum Interesse. Nach kurzer Phase verschwanden sämtliche Online-Medien von “90 Grad”.

Outing als Akteur der “Identitären Bewegung”

Im August 2017 gab Jonas Schick sein Versteck-Spiel auf. Seine bereits während der “JA”-Mitgliedschaft verantworteten Aktivitäten mit Bezug zur “Neuen Rechten” und seine Rolle als Strippenzieher bei “IB Bremen” waren nun offenkundig. Schick ließ sich, wie von der “IB” Führung konzeptionell unter dem Begriff “Gesicht zeigen” vorgesehen, im Umfeld weiterer extrem rechter Mitglieder der “IB” nun zu Propagandazwecken erkennbar in der Ortschaft Worpswede (nahe Bremen) ablichten. Dabei wurde auch erkennbar, wie weitreichend die Szene mit bekannten Neonazis kooperiert. Auf der offiziellen Facebook Seite der “IB Bremen” fanden sich am 02. August 2017 gleich mehrere Lichtbilder auf dem Jonas Schick deutlich zu erkennen war. 

Sein Outing als Akteur der “IB” verdeutlichte in der Rückschau die intensive Beziehung der Bremer AfD, besonders in Gestalt der “Jungen Alternative”, zu dieser extrem rechten Organisation mit Verbindungen zu gewalttätigen ehemaligen NPD Kadern.

“IB Bremen” Akteur Jonas Schick auf dem Weg zu seiner Tätigkeit im Abgeordneten-Büro von Frank Magnitz in der Helgolander Str. 3. Dokumentiert am 09.04.2018

Anfang 2018 konnten unsere Recherchen offen legen, dass Jonas Schick trotz seiner Funktion als “IB”-Kader, Büroleiter für den Bundestagsabgeordneten der AfD Bremen Frank Magnitz war. Gemeinsam mit dem früheren Bremer “JA”-Vorsitzenden Robert Teske, im inzwischen still gelegten AfD Wahlkreisbüro im Stadtteil Walle. Der Landesvorsitzende Magnitz versuchte nach Konfrontation mit den Fakten, die Verbindungen zur “IB” zu relativeren. Auch trat  in der Phase Jonas Schick mit der “IB Niedersachsen” in Erscheinung. Wie beispielsweise am 16.06.2018 in Leer. Auf der Homepage der “IB Deutschland” wurde Schick zudem als “Regional-Leiter” der “IB Niedersachsen” geführt. – In Bremen endeten die offiziellen Aktivitäten der “Identitären Bewegung” mit der Löschung ihrer FB-Seite, nachdem diese durch FB als “Hass-Organisation” eingestuft wurde. Nach Bekanntwerden, wer genau die einzelnen AkteurInnen bei der “IB Bremen” sind, ihre Verbindungen ins militant-neonazistische Millieu öffentlich gemacht wurden, zerfiel die Bremer “IB” personell und wurde zunehmend bedeutungslos.

Nach Querelen 2019, im Kontext der damaligen Bürgerschaftswahlen, mit dem damaligen AfD-Landeschef Magnitz, verließ zunächst Robert Teske die Region und wurde im gleichen Jahr Büroleiter im Büro des Thüringer Landtags von Björn Höcke. Schick beendete sein Master-Studium an der Bremer Uni, verließ ebenfalls die Region und versucht seit dem im Milieu der “Neuen Rechten” kommerziellen Erfolg zu haben. Seine erscheinende Publikation mit dem Titel “Die Kehre” wird seit 2020 vermarktet. Schick tritt immer wieder als Netzwerker und Akteur der “Neuen Rechten” auf. Wie bei Teske ist auch bei Jonas Schick bis heute eine enge politische Verflechtung mit Höcke und dessen Netzwerk zu beobachten.

Redaktion
AfD Watch Bremen