Propaganda aus dem Nichts?

Neues Quartier der Landes-AfD in der Falkenstraße 24 in Bremen. Nach außen hin lässt nichts auf die Partei schließen. 

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern war in Bremen lange Zeit kein Quartier der Landes-AfD bekannt. Die Adresse die von der AfD offiziell angegeben wurde, war bis 2016 zugleich auch ein Steuerberater-Büro des ehemaligen AfD Akteurs Piet Leidreiter in der Am-Wandrahm-Straße 1. Nach der Spaltung der AfD 2015, bei der sich der völkische Flügel zunehmend durchsetzte und der Gründer Bernd Lucke mit seiner Partei ALFA in der Bedeutungslosigkeit verschwand, kam durch Austritt vieler Bremer AkteurInnen auch das Quartier im Steuerberater-Büro Piet Leidreiter (Nach Austritt aus der AfD Abgeordneter der “Bürger in Wut”), nicht mehr als offizieller Sitz der Landes-AfD in Frage.

Anschrift und vermeintlicher Sitz der AfD Landespartei in Bremen Nord – 2016. Das Gebäude wird nicht von der AfD genutzt, sondern dient lediglich als Gebrauchtwaren-Laden. Bild: AfD Watch Bremen.

Nach Querelen der Landesspitze und ständig neuer Personalbesetzungen, dem Verlust von fünf Posten in den Beiräten und vier in der Bürgerschaft, verschwand auch bald die offizielle Online-Präsenz der AfD Bremen. Außer auf Facebook und Twitter schien die Partei in Bremen überhaupt nicht zu existieren. Bis auf wenige Auftritte im Norden Bremens und Umland, blieb die Parteiführung selbst bei ihren Landtagen weitestgehend geschlossen unter sich. Nach einiger Zeit der Stille tauchte 2016 dann die Anschrift Aumunder-Heerweg 55 auf.

Dort fand sich statt eines Partei-Quartiers nur ein Briefkasten an einem Gebrauchtwaren-Shop im Norden Bremens (Siehe Foto). AnwohnerInnen berichten dort kein Parteibüro zu kennen. Nun, vor einigen Wochen, schaltete der AfD-Vorstand die neue Domain afd-bremen.de frei. Deren Eigentümer nun der Landeschef Frank Magnitz selbst ist. Dass dem Landes-Chef so kurz vor dem Bundestags-Wahlkampf noch einmal die gesamte Web-Präsenz verloren geht, weil ehemalige AkteurInnen der Partei ihm den Rücken kehren, kann Magnitz so ausschließen. Alles unter seiner Kontrolle, so wie auch bei den Landesparteitagen. Die unter der Domain seit kurzem angegebene neue Adresse verweist auf die Falkenstr. 24. Dass die AfD wieder im Zentrum, 150 Meter vom alten Standort entfernt nicht nur ein Briefkasten, sondern auch ein Quartier unterhält, kein Wort. 

Wo Nazi-Propaganda auftaucht, ist die AfD nicht weit weg

Bei einem Besuch der aktuellen Adresse fällt sofort diverse Nazi-Propaganda ins Auge (Foto). Unter anderem dieselbe Nazi-Propaganda, die das AfD Beiratsmitglied Gerald Höns vor allem im Stadtteil Walle verklebt. Wir berichteten. Nahe der Adresse zudem aggressiv abgerissene Plakate, die sich gegen den AfD Bundesparteitag in Köln und gegen rechte Hetze richteten und gleich daneben neu verklebt, eine Reihe Aufkleber wie „Nazi-Kiez“, „Nationale Sozialisten“, “Good Night – Left Side“, “Asylbetrug Nein Danke” – NPD. Sowie weitere, ähnliche Exemplare. Diese Propaganda lässt sich schon wenige Meter um die neue Anschrift nirgends im gesamten Umkreis mehr finden. Wie ein Richtungspfeil verweist die Nazi-Propaganda auf die Immobile der Landes-Partei in Bremen Mitte. 

Tief in den Raum geschaut, zeigt sich auf einem Tisch die liegengelassene AfD Propaganda

Die AfD Bremen kann sich bei ihrem Kameraden ‘Höns’ bedanken.

Propaganda aus dem Naziversand Widerstand.info welcher auch TddZ unterstützt. Zu dieser fand sich weitere solche Propaganda in unmittelbarer Nähe zum AfD Quartier

Unter anderem seine Aufkleber ließen erst unseren Verdacht bestätigen, dass hier nicht einfach nur die Post abgeholt wird, wie zuvor in Bremen Nord. Sondern auch Treffen der AfD stattfinden müssen. Auf den zweiten Blick lässt sich neben dem AfD Briefkasten und der Nazi-Propaganda ein neu renovierter Tagungsraum entdecken.

Die breite Fensterfront zugezogen. Kein direkter Hinweis auf die AfD. Nur eine schmale Glastür lässt einen Blick in den Raum zu. Hinten Arbeitstische und vorne im gesamten Raum Stühle, wie für Vorträge üblich in Reihe gebracht. Weit hinten im Raum auf dem Tisch dann das was die AfD wohl sonst nach ihren Treffen zu verbergen scheint: Ein zurückgelassener Stapel AfD Propaganda mit der Aufschrift „Mut zu Deutschland“ mit dem üblichen Partei-Emblem.

Das plötzliche auftauchen von diversen Nazi-Aufklebern um das Gebäude lassen nur den Schluss zu:

Die AfD unterhält ein
inoffiziell gehaltenes Quartier im Stadtzentrum.

Redaktion
AfD Watch Bremen

Ereignisse nachdem unsere Recherchen veröffentlicht wurden:

 1)  Nach unserem Bericht über das neue Quartier, hat die AfD in Bremen ihre offizielle Postanschrift wieder auf ‘Aumunder-Heerweg 55’ zurückgesetzt.

2) Nach Bekanntwerden unserer Recherchen zum neuen Quartier der AfD in Bremen-Mitte, berichtete die taz in Bremen, am 13.06.2017, über die Reaktionen der AnwohnerInnen und über Hintergründe zu der Immobile, in Beziehung zum Landeschef der AfD, Frank Magnitz. Der Artikel ist hier abrufbar.

3) Nach Bericht der taz Bremen vom 19.06.2017, versuchte der Landeschef Frank Magnitz mit seiner Partei die Öffentlichkeit bewusst zu täuschen. Bei einem Interview mit der taz und dem Sender “Radio Bremen”, sagte dieser nachweisbar die Unwahrheit über die Absichten der AfD in der Falkenstraße 24 und fingierte eine soziale Einrichtung, um sich als Untermieter auszugeben. Wie E-Mail-Korrespondenz der AfD belegen kann, ist die AfD Selbst sowohl Mieterin und Verwalterin des neuen Quartiers. Beitrag hier.