Das AfD Mitglied aus Bremen, Marcus Brünjes, twittert während der Ausstrahlung des ARD Presseclubs, das er es schade findet, dass die neonazistische Terror-Organisation “Revolution Chemnitz” aufflog, bevor sie JournalistInnen ermorden konnten
Wer in die völkisch-nationalistischen Abgründe der AfD blickt und verstehen will wie sie im Inneren tickt, wie sie ihre Mitglieder radikalisiert und Teile der Bevölkerung zu Gewalt anstachelt, braucht dieser Tage nur einmal Marcus (Marc) Brünjes jüngste Internet-Aktivitäten verfolgen.
Marc Brünjes (urspr. CDU Wähler) kommentiert, repostet und liked das gesamte völkische Online-Angebot rund um Höcke und Konsorten. Und besonders das der Bremer AfD. Neben der Galionsfigur Höcke, findet Brünjes Gefallen an der NPD und Udo Pastörs (NPD). Auch eine FB Hommage an Julius Streicher (NSDAP – Herausgeber “Der Stürmer”) wird unterstützt. Ganz offen richtet Brünjes zwischen seinen Hass-Postings immer neue Accounts ein, die reine Propaganda-Kanäle für die “Identitäre Bewegung” (IB) sind und betont, dass das im Sinne der AfD sei. Vor wenigen Wochen schreibt Brünjes “Es gab eine Zeit, da waren Journalisten die Wächter der Demokratie. Heute sind sie nur noch Agitatoren ihrer eigenen Agenda oder der jeweiligen Staatsmacht. Verkommenes Pack!”.
Fast im Minutentakt erweitert Brünjes die Einsichten darüber, welche Verlage, Publikationen, Versandshops, AkteurInnen, Aufmärsche und Feinde die völkisch-nationalistische Welt von heute zu bieten hat. AkteurInnen der AfD in Bremen, wie Alexander Tassis (MdBB) oder Partei-Chef Frank Magnitz (MdB) lehnen die Aktivitäten von Brünjes nicht ab. Statt Distanzierung von diesem deutlich als “IB” Propagandisten zu erkennenden AfD Fan, nahm Tassis erst kürzlich seine Freundschaftsanfrage an. Dass es sich dabei um ein “IB” Propaganda-Account handelt stört Tassis, der selbst die “IB” Unterstützt, selbstverständlich nicht. Online wird Brünjes politische Verbundenheit mit dem völkisch-nationalistischen AkteurInnen der Bremer AfD seit langem gepflegt. Bis zu dem Zeitpunkt an dem die Bremer “IB” ihren FB Account verlor, war Brünjes ihr ständiger Leser und Kommentator und bot dort auch schon Informationen an, wo in Bremen linke Räume ausfindig gemacht werden können. Auf den Seiten von “JA” und AfD Bremen ist Brünjes Dauergast. Die innere Logik völkischer Ideologie lässt sich bei Brünjes bspw. daran nachzeichnen, dass dieser mit dem Journalisten und AfD Akteur Hinrich Lührssen online in Beziehung steht. Was wie ein Widerspruch erscheint, ist keiner. Für radikalisierte AfD AnhängerInnen sind JournalistInnen wie Lührssen Teil des “Volkes” und gehören, trotz seines Berufs, daher nicht zu den verhassten Feindbildern.
Die “Mitte” verharmlost sich selbst
Vor seiner Empörung darüber, dass es “Revolution Chemnitz” nicht gelungen sei, vor deren Verhaftung ein paar JournalistInnen zu ermorden, schrieb Brünjes nach der Festnahme der Rechtsterroristen an die Zeitung Die Welt: “Schade das sie festgenommen wurden und so leider nicht erfolgreich waren. Ein Umsturz unseres heutigen politischen und gesellschaftlichen Systems ist notwendig“. Die Wochenzeitung Die Zeit schrieb dieser Tage in einem Beitrag in dem Brünjes und die Radikalisierung der AfD thematisiert wurde, bei seinem Tweet an den NDR Presseclub habe er “jede Contenance” verloren. – Solche Reduktionen auf die emotionale Kontrollfähigkeit von extrem Rechten sind verharmlosend und übersehen, dass es kein plötzlicher emotionaler Ausbruch von Brünjes war. Sondern das hier die Tragweite der permanenten Hetze und einer verfestigt menschenfeindlichen Geisteshaltung zu Tage tritt. Bei dem die Effekte, die zur Spirale der Gewalt und zu dessen Normalisierung führen, deutlich werden. Den TäterInnen aus der AfD, die aus der bürgerlichen “Mitte” kommen, wird in der Presse zu gern eine emotionaler Kontrollverlust zugeschrieben und ihr Verhalten auf das von Kleinkindern reduziert. Von denen auch niemand erwartet, dass sie sich emotional unter Kontrolle haben. Das Äquivalent zur Verharmlosung von militanten Neonazis, denen seit Jahrzehnten gerne zugeschrieben wird, ihr Verhalten sei dem Alkoholkonsum und mangelnder Bildung geschuldet.
Solche Verharmlosungen unterschlagen, dass Hass-Postings und körperlichen Angriffen eine bewusste, ideologische Prägung vorausgeht. Strategisch werden diese bereits vorhandenen Weltbilder u.a. durch AfD Funktionäre, wie Höcke und seinen UnterstützerInnen vom völkisch-nationalistischen Netzwerk “Der Flügel“, “IB” oder “Ein Prozent” angereichert. Was die AfD mit ihren Fans also treibt ist politische Konditionierung, auch gegen die Presse.
Die Rolle des Netzwerks “Der Flügel” und “Ein Prozent”
Von dieser brandgefährlichen Politik sind immer mehr JournalistInnen betroffen. In Staaten in denen autoritäre und völkische Parteien an Zuspruch gewinnen ist das gegenwärtig deutlich zu beobachten. Von AfD AkteurInnen werden zunehmend Parolen verbreitet, die gezielt Feindbilder aufbauen. AfD FunktionärInnen, die ständig mit Äußerungen an ihre Anhängerschaft adressieren, wie: “Wenn wir soweit sind, stellen wir sie alle an die Wand” oder “Bei einer Revolution werden Funkhäuser und Presseverlage gestürmt und Mitarbeiter auf die Straße gezerrt“, legitimiert AfD Fans wie Brünjes und motiviert militante Strömungen zur Tat zu schreiten. Auf Großdemonstrationen rechter AkteurInnen ist es inzwischen an der Tagesordnung, dass PressevertreterInnen attackiert, beleidigt und mit dem Tode bedroht werden. Am Rande des AfD “Kyffhäuser-Treffen” vor ein paar Monaten, griffen Gäste von “Der Flügel” unvermittelt JournalistInnen an, trotz Beisein von BeamtInnen. Zeigten brutale Gesten die deutlich machen sollen, “Ihr seid die Nächsten!”. Das ist kein Verlust der “Contenance“, es ist die bewusste Umsetzung einer Überzeugung, dessen sich AkteurInnen und Fans der AfD gänzlich im klaren sind.
Höcke und “Der Flügel” wollen diesen Zustand. Dieser elitäre Kreis strebt nach einer radikalisierten Gesellschaft, in dieser der Kristallisationspunkt erreicht wird Liberalismus zu beseitigen und mit autoritären Strukturen zu ersetzen. Ein Zenit gesellschaftlicher Spaltung, in dem es gelingen soll außerparlamentarisch die Macht zu übernehmen, um das demokratische System von innen umzustürzen. Das völkisch-nationalistische Netzwerk “Ein Prozent” steht für dieses Ziel. “Ein Prozent” ist kein beliebiger Name, sondern ein Konzept. Bedeutet für die AkteurInnen, dass nur 1 Prozent der Gesellschaft aus allen Schichten und Berufen notwendig sei, um die politische Kontrolle zu übernehmen. Wenn Höcke-Fans losziehen und neben Minderheiten, NGO’s, LehrerInnen, KünstlerInnen, auch JournalistInnen attackieren und zum Feindbild erklären, dann ist das der Vorraum zu dem was Höcke und sein Netzwerk anstrebt. In einem kontrollierten Klima der Angst gibt es kaum Widerstand. Und zu diesem Punkt will die AfD führen. Wenn der umtriebige AfD-Fan Brünjes durch diese Radikalisierung geistig und emotional innerhalb kürzester Zeit bereits so verrottet ist, dass ein Terroranschlag gegen JournalistInnen für ihn eine legitimes Mittel “des Volkes” sei, hat Höckes “Flügel” und sein Netzwerk genau das erreicht, was sie in den Köpfen aller Mitglieder und Fans der AfD anstreben.
Redaktion
AfD Watch Bremen
Presse
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