Juden-Hass hinter Stahlbeton und Verschwörungswahn

Auf der Hauptseite der Homepage eine deutlich antisemitische Propaganda. Die NSDAP Darstellung eines Juden, hält hier die politischen Fäden in der Hand, an deren Ende Vertreterinnen der Bundesregierung willenlos gelenkt würden. So sollen sie Marionetten sein einer verborgenen jüdischen Übermacht. in neonazistischen Strömungen eine typisches Narrativ. Quelle: Screenshot, hoahe.de

Der AfD Beiratfunktionär Gerald Höns, im Stadtteil Walle, besitzt in verschiedenen Teilen Bremens Bunker die zur Zeit des zweiten Weltkriegs errichten wurden. Viele dieser Bunker wurden nach Kriegsende zunächst von den Alliierten genutzt. Nach Übergabe an die Bundesrepublik, teils von der Bundeswehr, teils von den Kommunen, als Lagerhallen verwendet. Nach einigen Jahrzehnten hatten viele Kommunen die Nutzung aufgegeben und im Zuge der Privatisierung öffentlichen Eigentums, die vor sich hin gammelnden Bunker zum Spottpreis verkauft oder verpachtet. So gelangten schließlich verschiedene Bunker in Bremen an das AfD Beiratsmitglied Gerald Höns, der sich mit Reichsbürgern und NS Propaganda umgibt.

Einer dieser Bunker war zuletzt öffentlich thematisiert worden, da Höns den Hells Angels seinen Bunker zur Verfügung stellte. Höns bezeichnet die Gebäude selbst als “AfD-Bunker” und eines der Räume die er als Büro zu nutzten scheint, als Führerzimmer. Wer sich auf seiner Webseite für Bunkervermietung umsieht, kommt an einem Werbebanner mit dem Link hoahe.de nicht vorbei.

Die stilistisch in den 90ern verhaftete Seite zu dem Link, liegt auf dem Server des selben Unternehmens wie Höns eigene Werbeseite: bunker-f76.de. Im Impressum dieser Seiten von hoahe.de wird „Uwe Fastenau“ als Verantwortlicher angegeben und die Anschrift von Höns Bunker in der Grenzstraße 108 – 110. Daneben finden sich im Quelltext von Höns Seite Metatags mit dem Wert “Hoahe Rechtsinfos” sowie “Informationen, Berichte, Reportagen”. Letzterer ist quasi zeichengleich auch im Quelltext von hoahe.de zu finden. Besonders die identischen Metatags lassen den Schluss zu, dass Höns Website von Fastenau entworfen wurde.

Das ist insofern Interessant, als die Internetseite hoahe.de eine krude Mischung aus Menschenfeindlichkeit, Behördenschelte und kleingeistig lyrischen Versuchen versammelt. Uwe Fritz-Georg Fastenau ist kein gänzlich unbekannter. Im Waller Beirat trat er des öfteren für, bzw. mit Höns als AfD Vertreter auf. Dies bezeugen einige Protokolle des Waller Beirats. Auf den Webseiten der AfD steht jedoch nirgends vermerkt, das Fastenau für die AfD Bremen öffentlich auftritt.

Virulenter Antisemitismus

Auf besagter Domain von Uwe Fastenau und Gerald Höns, wird gegen alles und jeden vollendeter Hass ausgekippt. Der sich in Teilen deutlich schon im justiziablen Bereich bewegt. Frauen, TürkInnen, Muslime, Polizei und Justiz, die Bremer Verwaltung, die CDU, die Presse und vor allem natürlich SPD, Grüne, Linke und AntifaschistInnen. Wer wissen will, wer die vielfach bedrohte deutsche Nation aber in “Wahrheit” hinter den Kulissen gegen die Wand fährt, der findet auf dieser Seite der beiden AfD Vertreter eine Antwort: Es sind, wie sollte es anders sein, “die Juden”.

Zum Vergleich das original Propaganda-Plakat der NSDAP aus dem Jahr 1937

Dabei begnügt sich Fastenau nicht mit dem üblichen Geraune oder versteckt wie viele AfD Akteure seinen Antisemitismus hinter wortreiche Verklausulierungen. Fastenau ist da ganz bodenständig. Direkt auf der Startseite lässt ein hakennasiger und schläfengelockter Marionettenspieler keine Zweifel daran aufkommen, wessen Interessen der Webmaster hinter dem kindlich-dilletantischen Agieren der „Volksverräter“-Merkel und “Hochverräterin” Von der Leyen am Zug sieht. Das zutiefst antisemitische Bild (Abb.), ist eine direkte Abwandlung des Original Propagandaplakates der NSDAP von 1937 (Abb.). Direkt darunter der in der Reichsbürger-Szene zur Verschwörungshymne auserkorene “Marionetten” Song. Vom Unterstützer der Reichsbürger -Xavier Naidoo-. Die Textzeilen des Titels dienen zur Unterstreichung, damit auch wirklich niemand noch Zweifel bekommt, wie die Grafik verstanden werden soll und wie wiederum der Text vom Urheber Naidoo in der rechtsextremen Reichsbürger-Szene verstanden wird. Da passt es, dass Fastenau auf seinem Youtube-Kanal Ufa mount neben eigenen Videos, welche die Ampelschaltung in Bremen als “perverse Spielchen” des “Verkehrssenators” bewerten, den Badenweiler Marsch favorisiert.

Zitat: “an deren Fäden das internationale Kapital zieht”. Dieser Begriff ist ein beliebter Code in der rechten Szene der als Chiffre für vermeintlich jüdischen Einfluss genutzt wird. Auch wird mit dem Begriff “Marionetten” eine vorsichtige Form der Entmenschlichung vorgenommen, durch die Zuschreibung PolitikerInnen seien lediglich Objekte.

Die Reichsbürgerbewegung, bzw. die ihr zuzurechnenden Sub-Gruppierungen, bestreiten die Existenz der Bundesrepublik als legitimer und souveräner Staat. Verweigern mit dieser Begründung, u.a. Gerichtsbeschlüssen und Verwaltungsentscheiden Folge zu leisten. Vielfach berufen sie sich dabei darauf, dass ihrer “Meinung” nach das “Deutsche Reich” weiterhin fortbestehe. Entsprechend ihrer Ideologie entweder in den Grenzen des Deutschen Kaiserreichs oder in denen von 1937. Die Szene wird überwiegend der extremen Rechten zugeordnet und findet nicht selten Überschneidungen zwischen AfD, NPD und ähnlichen Sammelbecken sozial auffälliger Rechtsextremisten. Diesen Wahn zelebrieren viele der Anhänger mit selbst gebastelten Pässen oder brechen komplett aus ihrem Verstand aus durch Krönungszeremonien, wie in Brandenburg. Der karnevaleske Anstrich mancher Strömungen der Reichsbürger soll nicht täuschen: Das Milieu sticht durch eine große Waffen-Affinität hervor und zunehmender Gewalttätigkeit. 2016 wurde in Franken ein Mensch von einem Reichsbürger erschossen. Der Verfassungsschutz korrigierte erst kürzlich seine Zahlen nach oben und zählt 16.000 Reichsbürger in der Bundesrepublik, 160 davon in Bremen. Diese Zahlen sind kritisch zu sehen. ExpertInnen belegen im Dunkelfeld weitaus mehr Anhänger.

Kulturpessimismus trifft Verschwörungswahn

Die Szene wächst vor allem deswegen zusammen und findet Zulauf, da sie mit der sogenannten „Flüchtlingskrise“ sich zunehmend in einem Verteidigungsfall glaubt und propagiert das Deutschland auf einen Bürgerkrieg zusteuere. Dabei sehen Reichsbürger, ähnlich wie beispielsweise die “Identitären”, sich im Showdown eins “Kampfs der Kulturen” zwischen Herkunftsdeutschen und denen die nicht in das schubladengroße Weltbild der Neurechten passen. Dies sind vor allem Muslime und all jene die von ihnen als “Linke” verstanden werden. Juden sind für die meisten Reichsbürger die geheime Ordnungsmacht, die im Hintergrund Muslime und Linke lenkten, um mit ihnen den “Volkstod” der “Deutschlanddeutschen” herbeizuführen.

Illustration. Reichsbürger-Ideologie

Auch wenn Fastenau und Höns vom Verkauf von gefälschten Pässen zumindest auf dieser Webseite noch abzusehen scheinen, so verweisen die auf der Internetseite veröffentlichten Schriftwechsel mit Staatsanwaltschaft, Polizei und Justiz deutlich an das typische Vorgehen von Reichsbürgern. Zwischen den Zeilen steht die authentische Empörung des Volksgenossen, der einfach nicht fassen kann, dass der deutsche Staat ihn als selbsternannten „Deutschlanddeutschen“ am Ende genauso behandelt, wie jeden anderen Staatsbürger auch. So verschanzt man sich in Bremen geistig hinter Stahlbeton des 3. Reichs mit der wahnhaften Gewissheit, dass eines Tages der Bürgerkrieg nach Bremen käme. Bis dahin spielt man vorauseilend Propaganda-Krieg. Gut wer da schon Bunker hat, bevor sie wieder gebraucht werden. – Dass AfD Funktionäre mit dieser kruden Endkampf-Vorstellung, gegen eine vermeintlich jüdische Weltverschwörung, im Waller Beirat aktiv sind und dort zu Fragen von Bebauungsplänen und Integrationsfragen Stellung nehmen, hat etwas absurdes. Dass Höns als die rechte Hand vom Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz gilt, solche Ideologien also ungebremst bis zum Bundestagssitz in Berlin durchdrücken, ist dabei das schwerwiegendere Problem.

Zu lange belächelt und ignoriert

AfD Reichsbürger vollziehen ihr Interesse an Stadtteil-Parlamenten eher zum Schein, um sich Einblicke in die behördlichen Strukturen zu verschaffen. So kratzen sie sich in einer öffentlichen Position ein bisschen Vormachtstellung in der Reichsbürger-Szene zusammen. Hinter der Maskerade des engagierten Bürgers glauben sie sich in einem Widerstandskampf gegen Demokratie und Rechtsstaat, den sie revisionistisch zur “Diktatur” umdeuten. Behörden, Beiräte und Parteien sollten diese sich zuspitzende Entwicklung nicht ignorieren. Trotz steigender Auseinandersetzung von Rechtsextremismus-ExpertInnen mit dieser Szene, werden im bürgerlichen Spektrum weiterhin Reichsbürger in ihrer Gefährlichkeit ignoriert bzw. unterschätzt. Zuletzt als diese Reichsbürger Szene auf die leichte Schulter genommen wurde, erschoss ein fanatischer Anhänger einen Menschen, den der Täter als Kriegsgegner und nicht als Staatsdiener verstand.

Da hilft es auch nicht, dass der Bremer Innensenator Mäurer, Reichsbürgern das Führen von Waffen verbietet und danach die Hände wieder in den Schoss legt. Weitreichende Aufklärung und eine grundsätzliche Debatte fehlen bislang.

Redaktion
AfD Watch Bremen

 

PRESSE

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REPORT

Gefährlichkeit von Reichsbürgern – Video

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* Die Abbildungen sind Screenshots der Seite hoahe.de. Wir haben nur einige wenige ausgewählt die antimuslimischen Rassismus, (sekundären) Antisemitismus und eine positive Bezugnahme auf den Nationalsozialismus verdeutlichen.

** Nachtrag: Mit Veröffentlichung unserer Recherchen wurde die Homepage hoahe.de abgeschaltet. Nach einigen Wochen wurde die Seite wieder aktiviert ohne die von uns kritisierte antisemitische Karikatur. Die anderen antisemitischen und teils justiziablen Behauptungen wurden nicht entfernt. Die gesamte Homepage wurde von uns zuvor gesichert. Zur wissenschaftlichen oder journalistischen Auseinandersetzung mit dem Phänomen Reichsbürger, kann auf Anfrage der gesamte gesicherte Inhalt übermittelt werden.