Mergard in Hamburg beim Skandieren von Naziparolen. Quelle: Screenshot https://youtu.be/4Xj6hyGilSw

Mitglied des Bremer AfD Landesvorstand,  Marvin Mergard, beim rechtsextremen “Merkel muss weg” Aufmarsch

In Hamburg trat am 05.03.2018 wiederholt eine rechtsextreme Misch-Szene unter dem Label “Merkel muss weg” auf. Darunter Akteure der Nazi-Hooligan Szene, NPD, “Blood & Honour” und “Combat 18″ -Verbindungen, bis hin zur AfD, Burschenschaften und “Identitäre Bewegung”.

Als Feigenblatt für den Versuch in Hamburg eine Art Pegida im Norden zu etablieren, verzichten die rechtsextremen Strippenzieher im Hintergrund bislang darauf, offensiv ihre militante Nazi-Propaganda und ihre entsprechenden Akteure nach ganz vorn zu stellen. Zum einen, um sich einen bürgerlichen Anstrich zu geben. Zum anderen, um das Klientel der “besorgten Bürger” nicht zu verschrecken. Da ohne die Zielgruppe bürgerlicher RassistInnen eine Etablierung dieses Aufmarsches in Hamburg wohl misslingen müsste. In den Aufmärschen vergangener Wochen, schoben sie dazu bislang eher unverfängliche Personen als AnmelderInnen vor. Selbst der Verfassungsschutz Hamburg durchschaut die Taktik der Neonazis und warnte kürzlich eindringlich BürgerInnen davor, sich dieser “Demonstration” anzuschließen.

Extreme Verbindungen

Hinter dem Versuch möglichst die militanten Nazi-Strukturen zu verschleiern, stecken altbekannte Akteure, die mit diesen Aufmarsch erhoffen in Hamburg Fuß fassen zu können. Tatsächlich steigt von Woche zu Woche die Anzahl der Teilnehmenden. Die weitreichenden Netzwerke und social-media Kanäle der AfD leisten hier ihr Übriges den Naziaufmarsch in Hamburg bürgerlich zu verkaufen.

Bei diesen Aufmärschen agieren neben AfD Funktionären, auch Akteure der NPD, wie Sven Mazurek. Der auch den Nazi-Hool Aufmarsch “Tag der deutschen Zukunft” unterstützte. Neben solch Akteuren der NPD und Kameradschaft-Szene, mischt vor allem Thomas Gardio, alias “Togger”, mit. Recherchen können belegen, dass “Togger” als Kampfsporttrainer für die “Identitäre Bewegung” (IB) und rechtsextreme Burschenschaften fungiert. Beim Aufmarsch ebenfalls Torben Klebe, ehemals Sektionsleiter “Blood & Honour”. Auch Ex-AfD Akteur und Hooligan Claus Döring ist Teil dieser Aufmärsche. Döring ermöglicht in der Szene wichtige Verknüpfungen zu Burschenschaft Germania, sowie zu Stefan Lüdke, Hamburger Regionalleiter der “IB”. Welcher erst vor kurzem für den Bremer “IB” Akteur und ehem. Mitbewohner von Mergard, Jonas Schick, ein einstündiges Interview gab. Auch der Bremer AfD Akteur und “IB” Unterstützer, Robert Teske, unterhält Kontakte zu dieser Burschenschaft, durch seinen AfD Kameraden Moritz Schellenberg, Beide waren bis 2016 in der JA Berlin organisiert, bevor Teske wieder nach Bremen zog, um einen JA Ableger zu gründen sowie “IB” Strukturen zu unterstützen. Schellenberg, der schon in der Schulzeit als völkischer Nationalist auffiel, ging als AfD Funktionär nach Hamburg, um u.a. “IB” Strukturen in der vom VS überwachten Burschenschaft Germania zu etablieren. Die rechtsextremen Verbindungen Bremen – Hamburg bestehen dem entsprechend mindestens seit Gründung der JA Bremen.

Zwischen identitärer Halluzination und Vernichtungsphantasie

Für AfD Akteure wie Mergard, der sich selbst zur Ideologie rechtsextremer Burschenschafter und der “Identitären” zuordnet, dürften in Hamburg also von vornherein keine Berühungsängste im Kreise dieser Misch-Szene aus bürgerlich verkleideten und offen militanten RechtsextremistInnen vorhanden gewesen sein. So überrascht bei dieser Dichte an AfD und IB Verbindungen wenig, dass beim Aufmarsch der vermeintlich nur “besorgten Bürger”, die IB Parolen ”Heimat – Freiheit – Tradition, Multikulti Endstation” sowie “Festung Europa – Macht die Grenzen dicht” skandiert wurden. Neben Mergard als Bremer Delegation, fanden sich auch weitere AfD Funktionäre aus anderen Bundesländern, die als RednerInnen auftraten. In üblicher Art und Weise wurde aggressiv gegen Muslime, Geflüchtete und AntifaschistInnen gehetzt. Ein Redner sprach gar von “Moslem-Flut” oder “Invasoren-Lager”, um die Entmenschlichung von Minderheiten unter Gegröle und Beifall vor Ort voranzutreiben. Eine bürgerlich auftretende Rednerin kolportierte unter Beifall ins Megaphon: “Jeden Tag tun die sich alles aneignen, jeden Tag machen die sich breit, dieses Gesockse. Weg damit!“. Neben völkischen Untergangsszenarien, wurde auch ein gewaltsamer Umsturz nicht ausgeschlossen. Wozu sich wiederholt auf den, vom Redner gänzlich fehlinterpretierten, Art. 20 Abs. 4 GG, “Widerstandstandsrecht der Deutschen”, berufen wurde. –

Dass ein führendes Mitglied des Landesvorstandes der Bremer AfD und Stadtteilpolitiker, in solch einem einschlägigen Milieu unterstützend auftritt, unterstreicht erneut die rasante Radikalisierung in der AfD Bremen sowie ihre Vernetzungsbereitschaft zur militanten Neonazi-Szene.

Die rechtsextremen AkteurInnen beabsichtigen jeden Montag in Hamburg aufzumarschieren, um vordergründig bürgerliche RassistInnen im norddeutschen Raum zu mobilisieren.

Das Recherche-Kollektiv EXIF, hat zu den Nazi-Strukturen des “Merkel muss Weg” Aufmarsches ihre soliden Recherchen in zwei Beiträgen zusammengefasst.

VON «BLOOD & HONOUR» BIS «IDENTITÄRE BEWEGUNG»

«MERKEL MUSS WEG» – NPD & AFD HAND IN HAND

Redaktion
AfD Watch Bremen