Die Banner an der Teerhof-Brücke bevor sie entwendet wurden und später bei der JA Bremen wieder auftauchten. Bildquelle: FB, Seebrücke Bremen

Jugendorganisation der AfD entwendet Banner der Aktionsgruppe Seebrücke

Am vergangen Samstag trat die Aktionsgruppe Seebrücke Bremen an der Schlachte entlang mit verschiedenen Formen öffentlich auf, um die inhumanen Zustände auf dem Mittelmeer sowie an den Außengrenzen der EU zu kritisieren. An der Teerhof-Brücke befestigten sie Banner mit der Aufschrift “Seenotrettung ist kein Verbrechen”. Kurz nach Beendigung ihrer Aktionen kam es auf der Brücke zu Auseinandersetzung mit mutmaßlichen AfD Akteuren.

Im Gespräch mit der Aktionsgruppe Seebrücke über die Geschehnisse vom Wochenende, konstatierten die AktivistInnen gegenüber AfD Watch Bremen: “Gegen 17.15 Uhr war unsere Aktion zu Ende und wir sind zurück zum Infostand. Beim Weggehen haben wir gesehen, dass zwei Leute auf der Teerhofbrücke standen und unsere Sachen abgerissen haben”. Im weiteren Verlauf, so schildern sie, nachdem sie die Herausgabe ihrer Sachen von den Tätern verlangten, hätten diese sich aggressiv geweigert. Die AktivistInnen schildern wie sie körperlich bedroht worden mit Äußerungen wie “Ich schlag dir in die Fresse!”. Einen anderen Aktivisten machten die beiden Täter aufgrund seines Äußeren wohl als Migranten aus und pöbelten rassistisch: “Lern erstmal deutsch, Du Arschloch!”. Die AktivistInnen wollten ihr Banner dennoch nicht einfach aufgeben. So sollen die Täter als Reaktion aggressiver mit Gewalt gedroht haben und versucht, unter weiteren Beleidigungen, einem Aktivisten das Mobiltelefon aus der Hand zu schlagen. Erst nachdem immer mehr AktivistInnen von der Schlachte auf die Teerhof-Brücke dazu kamen, seien die Täter schließlich verschwunden.

Die Jugendorganisation der Bremer AfD propagiert das Menschenleben nur dann etwas wert seien, wenn sie es zuvor als “deutsch” markiert haben. Eine humanitäre Auffassung ist für sie nichts weiter als “Müll”. Bildquelle: FB, JA Bremen

So weit so befremdlich. Für Überraschung sorgte im Anschluss ein Posting der Jugendorganisation der AfD Bremen. Zwei Stunden nach der Auseinandersetzung auf der Teerhofbrücke postete die Junge Alternative Bremen auf ihrem Social Media Account zwei Lichtbilder. Eines davon zeigt das auf der Teerhof-Brücke entwendete Banner. “Bremen von Müll befreit – danke für den neuen Wandschmuck” schreibt die AfD Jugendorganisation dazu, die vom stellv. Vorsitzenden des AfD Landesverbandes, Robert Teske, verantwortet wird. Mit diesem Vorgehen gegen Andersdenkende bekommt die Radikalisierung der Bremer AfD Funktionäre eine neue Qualität. 

Unter dem Shitstorm zum Postings der Bremer “Junge Alternative” (JA), findet sich selbstverständlich Zuspruch aus den eigenen Reihen. Dort verlangt ein User den Slogan auf dem entwendeten Banner in “Seenotrettung ist ein Verbrechen” abzuändern. Zustimmung zu dieser menschenverachtenden Position geben der Bremer AfD Akteur und Vegesacker Beiratsmitglied Marvin Mergard, sowie der AfD Bundestagsabgeordnete und Rechtsanwalt Dr. Maximilian Krah. Als Rechtfertigung für solche Töne propagiert die AfD bereits seit Monaten gemeinsam mit der “Identitären Bewegung”, dass Geflüchtete nicht gerettet werden sollten. Diese seien “Invasoren” deren Aufgabe es sei, das “Deutsche Volk auszutauschen“, bzw. einen “Genozid am Deutschen Volk” mit zu verantworten. Einfacher formuliert, Geflüchtete sind in den Augen der AfD und ihrer Fans keine Menschen, sondern feindliche Subjekte die man im Mittelmeer einfach ersaufen lassen sollte. Obwohl bereits hunderte Menschen in diesem Jahr mangels rechtzeitiger Seenothilfe ertranken und die Bundesregierung dabei ist, es möglichst der AfD recht zu machen, sieht die Bremer AfD mit ihren Postings noch nicht genug Leichen an die Mittelmeer-Küsten der EU Außengrenze gespült. Ihre Agenda offenbart vielmehr diebische Freude an diesen Zuständen. Die AktivistInnen der Seebrücke Bremen kommen in ihrer Bewertung zu einem ähnlichen Schluss: “Die JA und AfD spricht sich damit ganz klar dafür aus, dass Leute im Mittelmeer ertrinken sollen”.

Die dokumentierten Äußerungen und Aggression gegen AktivistInnen, wie nicht zuletzt gegen jene der Seebrücke Bremen, verdeutlichen darüber hinaus eine weitere Radikalisierung der Bremer AfD und ihrer Fans. Denen es nicht mehr reicht in ihrer Online-Filterblase zu agitieren, sondern nun dazu überzugehen scheinen mit Straftaten und Verhöhnung ihrer rassistischen Propaganda Ausdruck zu verleihen. Im politischen Streit ist es das eine für eine Abschottung der EU zu sein. Es steht jedoch außerhalb jedes zivilisatorischen Diskurses, das Ertrinken von Menschen als erstrebenswerten Zustand zu feiern und die Opfer noch über ihren Tod hinaus zu verhöhnen.

Der letzte Woche im Weser-Kurier zitierte Bremer Bürgermeister, Carsten Sieling erklärte, Bremen sei “ein Bollwerk gegen den Rechtstrend der Republik”. Dem möchte man an Anbetracht solch zunehmender Radikalisierung rechtsextremer Gruppierungen zurufen: Als Sozialdemokrat die Wirklichkeit zu Verdrängen, macht Bremen noch lange nicht zu einem “Bollwerk”.

Redaktion
AfD Watch Bremen

 

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