Auf dem Bremer Marktplatz protestieren profeministische AktivistInnen für das Recht auf Abtreibung und Selbstbestimmung von Frauen*. Bild: AfD Watch Bremen.

In Bremen demonstrierten feministische AktivistinInnen für das Recht auf Abtreibung. In den USA droht dieses Recht durch das oberste US-Gericht aufgehoben zu werden. Heftige Debatten zwischen unversöhnlichen Lagern sind die Folge. Das mächtige evangelikale Netzwerk in den USA sieht sich am Zug, versucht seit Jahrzehnten die Zeit zum Nachteil von Frauen* und queeren Menschen zurückzudrehen. Auch in Deutschland breiten sich religiöse FundamentalistInnen aus. In Bremen unterwandern sie unter den Augen der Öffentlichkeit sensible Bereiche, wie die Schulbildung.

Evangelikale Einrichtungen im Bundesland Bremen, dazu gehören diverse Bildungseinrichtungen, werden mitunter staatlich finanziert, obgleich sie sich programmatisch mit ihren Ansichten über die demokratische Rechtsordnung und emanzipatorische Menschenrechte stellen. Wie alle religiösen FanatikerInnen, streben sie faktisch nach einem Gottesstaat. In dem nicht das Parlament und die BürgerInnen, sondern eine religiöse Obrigkeit die Ordnung bestimmt. Besonders zu leiden haben Frauen* und queere Menschen unter dieser Ideologie, die sich auf uralte patriarchale Denkmuster stützt. Ihnen sprechen fundamentalistisch-religiöse Gruppen (Evangelikale, IslamistInnen, etc.) weltweit das Recht ab, am gesellschaftlichen Leben gleichwertig teilnehmen zu dürfen. Sprechen ihnen ab, dieselbe Würde zu besitzen. Die psychische und mitunter physische Gewalt, die von diesen im Kern ausgrenzenden Erzählungen religiöser FundamentalistInnen ausgeht, wird trotz Auftrag an den Staat alle Menschen vor dem Unrecht zu schützen, bagatellisiert. 

Worte die töten können

Evangelikale schüchtern öffentlich oder im familiären Umfeld Menschen ein, die nicht ihrem hetero-normativen und dichotomen Bild von “Mann und Frau” entsprechen. Drangsalieren und ächten sie im Beruf, in Schule und Alltag. Geben ihnen auf, sich schuldig fühlen zu müssen und sich als “unnatürlich” oder “so nicht von Gott gewollt” zu schämen. Dies führt mitunter bei queeren Familienmitgliedern zu erhöhten Depression- und Selbstmordraten. Befördert insgesamt eine feindselige Stimmung gegen nicht-heterosexuelle Menschen und bestärkt (extrem) rechte Gruppen, in ihrer Politik der Ausgrenzung. Diese durch ihre Ideologie verursachten Leiden nehmen Evangelikale wiederum als Beweis, dass queere Menschen letztendlich “krank” sein und “Gottes Hilfe” bräuchten. Bieten wissenschaftsfeindliche “Konversionstherapien”, also faktisch “Teufelsaustreibungen” an. So auch die Ansicht der evangelikalen Szene in Bremen. Wie viele Menschen in Kliniken behandelt werden mussten, aufgrund von religiöser Hetze oder sich das Leben nahmen, dazu gibt es keine Statistik. Auch die Bremer Bürgerschaft hat kein Interesse an dem Thema. Regenbogen-Fahne ans Rathaus und fertig ist der Wahlkampf. 

Evangelikale Botschaften die sich faktisch gegen die Gleichheit und Würde von Menschen richtet. Bremer Marktplatz 14.05.2022. Bild: AfD Watch Bremen.

Nichts gegen Homosexuelle, aber..

..eben doch. Wer mit feindseliger Tonlage, wie Pastor Olaf Latzel, vor der “teuflischen Homolobby” und “Gender-Dreck” warnt, gibt generell allen queeren Meschen unmissverständlich zu verstehen Teil von etwas “Bösen” zu sein. Das aus Sicht von Evangelikalen, nach deren Wortwahl, “todeswürdig” sei. Olaf Latzel nennt das christliche “Abgrenzung” zum Mainstream, die “keine Ausgrenzung” beabsichtige. – Das ist keine Abgrenzung, das ist emotionalisierende Aufforderung zur böswilligen Abwertung hinter antiquierten Begriffen einer Religion. Das ist die mittelbare Aufforderung an alle queeren Menschen sich selbst und ihre Berechtigung zur Existenz zu verleugnen und zu verdammen. Was solche Gruppen täten, wären sie allein an der Macht, lässt sich beispielsweise bei islamistischen Taliban beobachten. In Bremen führt dieser sektiererische Fetisch fürs dunkle Mittelalter bislang nicht zu Debatten in der Bürgerschaft oder zur Sensibilisierung bei der Justiz. Führt nicht dazu, die Betroffenen konsequent in Schutz zu nehmen. Zum Thema Evangelikale findet sich Seitens des Senats überwiegend Schweigen, Mauern und Beschönigen. Kaum verwunderlich, sitzen Evangelikale auch in der Mitte der Bürgerschaft und unter dem einflussreichen Dach der BEK.

Aufklärung ist Teufelszeug

An diesem Nachmittag fordert ein treuer Jünger von Latzel auf einer Tafel am Bremer Marktplatz: “Laßt unsere Kinder in Ruhe, kein Genderwahn an Kindergärten und Schulen!“. Der Akteur fiel bereits als Fan des queerfeindlichen Pastors Latzel sowie bei “Querdenken 421″-Aufmärschen auf. – Wehe queeren Lehrenden oder SchülerInnen, die da im Unterricht teuflische Fragen zum Schwangerschaftsabbruch stellen.

Redaktion
AfD Watch Bremen