AfD Akteure und Fans aus Bremen und Niedersachsen, halten beim Aufmarsch in Berlin 2018 ein Banner dessen Aufschrift ein antisemitisches Narrativ propagiert. Bildquelle: FB, AfD OHZ

Landesvorstand AfD Bremen/ Kreisverband Osterholz-Verden zeigen bei ihrem Aufmarsch in Berlin antisemitische Propaganda

Stoppt den Genozid an den Deutschen” steht auf dem Banner, das die Delegation aus Bremen und Osterholz-Verden beim AfD Aufmarsch am gestrigen Sonntag in Berlin präsentierte. Links im Bild u.a. einer der Akteure, der bereits in Bremen, bei dem von der AfD initiierten wöchentlichen Aufmarsch, auf dem Marktplatz in Erscheinung trat.

Genozid an den Deutschen? Die Forderung einen “Genozid an den Deutschen” zu stoppen würde voraussetzen, es gäbe einen Völkermord der aktiv in Deutschland geschieht. Dies war bis 1945 der Fall und zwar an den JüdInnen durch Deutsche. Aber an Deutschen.. ? Da lässt sich ins Grübeln kommen, denn wo passiert das, wer organisiert das und woher stammt eigentlich diese Legende vom “Genozid an den Deutschen”. Es gibt für diese Behauptung mehrere originale sowie abgewandelte Versionen eines antisemitischen Narrativ in rechtsextremen Kreisen. Das verbreitetste ist das vom sogenannten “Morgenthau-Plan”, “Kalergi-Plan” und vom “Hooton-Plan”.

Die NSDAP griff kurz vor Ende des Nationalsozialismus in ihrer Propaganda den nie konkret gewordenen “Morgenthau”-Plan auf, der beim Sieg über Nazi-Deutschland die Landfläche des deutschen Reichs in einen Agrarstaat umwandeln sollte. Die NSDAP stellte den Plan ab Sept. 1944 als Plan des sogenannten “Weltjudentums” zur “Versklavung” der Deutschen dar und begründete damit ihre Durchhalteparolen. Im rechtsextremen Geschichtsrevisionismus wird der für die spätere Besatzungspolitik der Alliierten bedeutungslose Entwurf, wegen der jüdischen Herkunft und Regierungszugehörigkeit des Initiators weiter für antisemitische Verschwörungstheorien benutzt, analog zur NS Propaganda (Sog. Morgenthau-Legende).

In die gleiche Kerbe schlägt die Legende vom sogenannten “Hooton-Plan”. Der US Amerikaner Hooton plädierte 1943 für eine Ansiedlung nicht-deutscher Bevölkerung, um den deutschen Nationalismus und die aggressive Ideologie des Faschismus zu zerstören. Auch hier wurde mit Ende des zweiten Weltkrieges und dem Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland nie wieder so eine Idee verfolgt. Dennoch halten rechtsextreme Kreise seit jeher daran fest, amerikanische JüdInnen würden seit 1945 diesen “Plan” heimlich umsetzen. Mit der Zunahme der Geflüchteten-Zahlen in der Bundesrepublik sehen viele Rechtsextremisten dies als weiteren Beleg an, JüdInnen würden Kriege und Wirtschaft so steuern, dass andere Ethnien und Kulturkreise (Muslime) gezwungen würden Richtung Europa und Deutschland zu siedeln, um durch Vermischung mit Deutschen das “deutsche Blut” zu entwerten und die “deutsche Kultur” assimilieren, “austauschen”, “umvolken”, sprich ausmerzen.

Dieses Narrativ rechtsextremer und neonazistischer Organisationen verbindet die meisten dieser Strömungen, da sie sich hier ideal als “Opfer” einer globalen Verschwörung verkaufen und ihre gesamte antisemitische und rassistische Politik rechtfertigen können, als “Notwehr/Widerstand” gegen einen vermeintlichen “Genozid am Deutschen Volk”.

Die AfD in Bremen, die gemeinsam mit AfD Osterholz-Verden dieses Banner bei ihrem Aufmarsch in Berlin unterstützte, beweist aufs neue keine Legitimation zu besitzen, um an demokratischen Willensbildungsprozessen teilnehmen zu können. Wer als Partei alte NSDAP Mythen, bzw. antisemitische Narrative auf einem Banner reproduziert, welche billige Gruselgeschichten über das vermeintliche “Weltjudentum” aufrecht erhalten sollen, um damit letztendlich durch die Hintertür den Holocaust als Akt der Notwehr gegen JüdInnen oder auch als Erfindung umdeuten zu können, gehört als Partei sicher nicht in ein Parlament, sondern bestenfalls einem Verbotsverfahren ausgesetzt.

Redaktion
AfD Watch Bremen