Direktkandidat Thomas Jürgewitz, am 22.05.2021 im Bremer Stadteil Mahndorf. Seine Anreise aus Bremerhaven vergeblich. Der Parteitag platzte. Der Bremer Landesverband bleibt ohne Parteichef. Im Hintergrund AfD-Vorstandsmitglied Kevin Schäfer. Bild: Recherche Nord.

Thomas Jürgewitz ist seit 2015 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Bis 2019 stellvertretender Landeschef der Bremer AfD. Jürgewitz ist Vorstandvorsitzender des Bremerhavener AfD-Kreisverbandes. von Mai 2019 bis 2023 war Jürgewitz  Abgeordneter der Bürgerschaft. Zur Bundestagswahl 2021 bewarb sich Jürgewitz mit einer Direktkandidatur für den Bundestag, ohne Erfolg. 2023 konnte Jürgewitz erneut in die Stadtverordneten-Versammlung Bremerhaven einziehen.

Gegen AfD-Akteur Jürgewitz ermittelte 2015 die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Wählertäuschung, wie die TAZ berichtete. Des Weiteren rief Jürgewitz 2015 einen wegen schweren Kindesmissbrauchs verurteilten Straftäter in den Vorstand des Kreisverbands Bremerhaven. Angeblich habe er die Biografie des Straftäters nicht gekannt. Veröffentlichungen von Jürgewitz weisen immer wieder völkisch-nationalistische Töne und wilde Anschuldigungen gegen sämtliche politische Lager Bremens auf. In Interviews verharmloste Jürgewitz die extrem rechte “Identitäre Bewegung”. Beim Neonazi-Aufmarsch in Chemnitz 2018, reiste Jürgewitz extra für den Bremer Landesverband an und marschierte mit militanten Neonazis und dem völkischen Flügel der AfD unter Björn Höcke, wie Aufnahmen belegen. Teile ehemaliger AfD-Mitglieder attestieren Jürgewitz einen autoritären Führungsstil und bezweifeln seine von ihm behauptete berufliche und politische Biografie.

Auch aus Bremen zum Neonazi-Aufmarsch nach Chemnitz angereist, der ehemalige stellv. AfD-Landesvorsitzende und Chef des Bremerhavener Kreisverbandes, Thomas Jürgewitz (Mitte links im Bild). 

Ein Sitz in der Bremer Bürgerschaft blieb ihm 2015 nach längerem Rechtsstreit verwehrt. Der Staatsgerichtshof stellte fest, die AfD hatte 2015 in Bremerhaven nicht genug Stimmen erreicht. Trotz objektiver Feststellung, behauptet die AfD Bremen weiterhin, es habe Wahlmanipulationen gegeben. Beweise für ihre Behauptung kann sie nicht vorbringen. Dies lenkte von der Tatsache ab, dass Jürgewitz selbst Ermittlungen ausgesetzt war, nachdem dieser verdächtigt wurde, sich der Wählertäuschung strafbar gemacht zu haben. Unzureichende Ermittlungen der Behörden, konnten den dringenden Tatverdacht nicht bestätigen. Dies liegt vor allem daran, dass es im Bundesland Bremen sehr einfach ist einen Wohnsitz zu behaupten, während tatsächlich aber der Lebens-Mittelpunkt woanders liegt.

Ebenso konnte die AfD nicht nachweisen, die RichterInnen am Staatsgerichtshof seien aufgrund ihrer vermeintlichen Parteizugehörigkeit zur SPD, zur Feststellung gelangt die AfD habe keine Nachteile bei der Wahl 2015 erfahren. Diese Art von verschwörungsideologisch motivierter Propaganda zieht sich inzwischen in vorhersehbarer Weise durch fast alle Mitteilungen der AfD. Bislang stellte sich im Nachhinein nicht eine einzige Behauptung des Landesverbandes als zutreffend heraus. Wenn diese in einer Sache unterliegt, ihrer Propaganda widersprochen wird, oder ungefragt Tatsachen aufgedeckt werden schlägt der Landesverband in einem unangemessenen Tonfall und mit vorsorglich geplanten Falschbehauptungen um sich. Jürgewitz wird dabei nicht selten in seinen Mitteilungen ungebührlich ausfallend. Auf der Homepage des Bremerhavener Kreisverbandes gibt Jürgewitz zu verschiedenen Ereignissen unregelmäßig Pressemitteilung heraus. Dessen Inhalte bei Überprüfung den Fakten nicht stand halten können und schon fast paranoid Verschwörungen zum Nachteil der AfD unterstellen. Nicht selten dienen die von ihm verfassten Mitteilungen dazu, politisch Andersdenkende zu diffamieren oder zu kriminalisieren. 

Neben anti-muslimischen Rassismus und reißerischen Pamphleten gegen linke Strömungen, der für die Bremer AfD inzwischen konstituierend sind, schreibt Jürgewitz Verlautbarungen im Namen der AfD, die einen deutlich völkisch-nationalistischen Charakter aufweisen. Wir haben eines dieser Veröffentlichungen bereits 2017 hier analysiert. Seit dieser Zeit hat sich diese Art von Selbstüberhöhung und Verachtung für die Demokratie verfestigt. Durch eine wirre Mitteilung, in der Jürgewitz beleidigende Abwertungen gegen Bremer JournalistInnen und Medien kolportierte, darunter auch gegen Radio Bremen und dem Weser-Kurier, wurde Jürgewitz aus dem Bremer Presse-Club ausgeschlossen. Parallel nutzt Jürgewitz dennoch gerne die Vorzüge Öffentlich-Rechtlicher Berichterstattung und der Lokalpresse für seine Partei.

In einer Live-Sendung zur Bürgerschaftswahl 2019 wiederholte Jürgewitz seine negativ Unterstellungen gegenüber der Presse. Ehemalige AfD Mitgliedern bezweifeln, dass Jürgewitz seine tatsächliche Biografie in der Partei bekannt gegeben hat. So soll er als einziger über Jahre kein polizeiliches Führungszeugnis in der Partei vorgelegt haben. Der Verdacht steht im Raum, Jürgewitz habe mit der Vorlage seines Führungszeugnis so lange gewartet, bis die Eintragungen aus dem Register gelöscht waren. Ebenso sei seine Behauptung, er habe Jura an der Uni Bremen studiert nicht nachweisbar. In seiner offiziellen Biografie seitens der AfD, ist von einem Studium der Rechtswissenschaften an der Uni Bremen bisher nie die Rede. Fragwürdig ist jedoch, warum Jürgewitz das eine Zeit lang im Info-Bereich seiner Facebook Seite aber behauptete. 

Thomas Jürgewitz (rechts oben) beim AfD Aufmarsch in Stuhr 2017. Die Veranstaltung war durchsetzt mit Mitgliedern der “IB”, die zugleich für den Bremer Landesverband 2017 im Hintergrund den Wahlkampf betrieben. In der Bildmitte Michael Schnieder. Vorstand im Kreisverband Diepholz unter Führung von Neonazi und AfD Akteur Andreas Iloff. Bild: Recherche Nord

2016 hatte Jürgewitz Kreisverband in Bremerhaven für Aufsehen gesorgt, durch die Entscheidung Hilmar N., einen vor Jahren wegen schweren Kindesmissbrauchs zu langjähriger Haftstrafe verurteilten Straftäter, zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden zu machen. Die Tatsache, dass die unsäglichen Taten von N. durch die bundesweiten Schlagzeilen ging, hielt den Landesvorstand nicht davon ab, ausgerechnet diesen mit bürgerlichen Weihen zu alimentieren. Jürgewitz und seinem gesamten Parteivorstand dürfte bekannt gewesen sein, mit wem sie es zu tun haben. Aufgrund der schwere des Missbrauchs einer Schutzbefohlenen durch Hilmar N., erlangte der Fall damals bundesweit Aufsehen. Formfehler führten zur vorzeitigen Entlassung von Hillmar N.

Erst unter dem Druck der Öffentlichkeit, trat der einst stellvertretende AfD Kreisvorsitzende N. von all seinen Ämtern zurück. Jürgewitz gab sich daraufhin in einem Interview zur kriminellen Vorgeschichte von N., betont ahnungslos. Seltsam nur, dass anderen Parteien in Bremerhaven die Biografie von N. kannten. – Quelle: Bericht der ARD, Verurteilter Sexualstraftäter – Stellvertretender Chef der AfD Bremerhaven zurückgetreten.

Redaktion
AfD Watch Bremen