Todenhöfer auf dem Bremer Marktplatz  am 24.07.2021.

Früher gehörte Jürgen Todenhöfer, der einstige “Kommunistenfresser” und Protagonist der “Stahlhelm-Fraktion“, dem rechten Flügel der CDU an. Heute bezeichnet er Gaza als “weltgrößtes Konzentrationslager” und forciert israelbezogenen Antisemitismus. Am Samstag warb der “Hamas”-Propagandist für seine Partei “Team Todenhöfer” in Bremen.

Todenhöfer ist gern gesehen in deutschen Talkshows. Durch seine 50 Jahre anhaltende Mitgliedschaft in der CDU sowie seinen abenteuerlichen Berichten, bspw. aus den Tunneln der Terrororganisation “Hamas”, wird ihm seit Jahren eine Expertise zugesprochen, die er nicht verdient. Jedoch stets Quoten sichernd jene ZuschauerInnen unterhält, die schon immer der Meinung waren, dass “die Juden” und ihre Helfershelfer “die USA” an allem Schuld seien. Manche attestierten ihm ein “Märchenonkel” zu sein, mit Hinblick auf seine Erzählungen in dem Buch “Inside IS”, das sowieso jedwede Abgrenzung zum Terror der Daesch vermissen lässt. Im Fokus steht für Todenhöfer immer wieder pauschal Israel, die USA, und überhaupt der ganze Westen. Geschickt stellt er diese als das imperialistische Ungeheuer einer vermeintlich generell unterdrückten und entrechteten Minderheit, in stumpfer Dichotomie gegenüber. Ein einfaches Bild, das es seinen Fans erlaubt, sich emotionalisiert auf die “Seite der Guten” zu stellen und sich durch den Kauf seiner Bücher wie WiderstandskämpferInnen gegen “das Böse” zu fühlen. Was bietet sich für Todenhöfer da besser an, als antisemitische Evergreens zu postulieren. Die PalästinenserInnen in Gaza zu den “neuen Juden” zu machen und JüdInnen in Israel zu den “neuen Nazis”. Entsprechend bezeichnete Todenhöfer zuletzt Gaza als “das weltgrößte Konzentrationslager. – Applaus bis nach ganz rechts.

Dass die “Hamas” die palästinensische Zivilgesellschaft nicht befreit, sondern als Geißel hält und für ihre Vernichtungsziele kaltblütig opfert, wird schlicht ausgeblendet. Wo die gruseligen Geschichten vom “bösen Ungeheuer” Israel, vor lauter Widersprüchen nicht mehr funktioniert, werden wilde Verschwörungserzählungen aufgetan. 

Wie in anderen Städten erreicht Tödenhöfer nur wenig Menschen für seine Propaganda. Dafür erreicht Todenhöfer in Bremen manch QuerdenkerIn wie Jan S. (links im Bild), der bereits mit Angriffen auf FotografInnen auffiel. 

Free Gaza from Hamas

Die Menschen in Gaza leiden, die Menschen in Israel leiden. Die Mehrheit auf allen Seiten will diesen Konflikt nicht. Das steht für alle, die ohne ideologische Verblendung auf den Konflikt blicken, außer Frage. Nicht so für den embedded Journalisten der “Hamas” Todenhöfer und seine Fans. Mit Holocaust relativierenden Erzählungen geht Todenhöfer auf Tour, tingelt durch Talkshows und verkauft Millionen Bücher. Im Duktus populistischer Querfront-Apologeten, sammelt er für seine Kampagne AntiimperialistInnen der Marke “Wagenknecht“, “BDS” bis “Querdenken” genauso ein, wie radikalisierte Fans von Erdogan oder der “Hamas”. Doch importiert ist an diesem Antisemitismus nichts, wie besonders RassistInnen behaupten. Antisemitisches Denken hat in Deutschland eine seit Jahrhunderten anhaltende ungebrochene Kontinuität, die im Holocaust gipfelte und in die ganze Welt exportiert wurde. Todenhöfer kultiviert lediglich marktstrategisch, was sowieso gesamtgesellschaftlich auf fruchtbaren Boden fällt. Schauen wir auf die Fangemeinde von Todenhöfer, in ihre Social-Media Aktivitäten, findet sich eine erdrückende Vielzahl Menschen, die von einer Auslöschung Israels fantasieren, Karten posten auf denen Israel ausradiert ist. Je nach Präferenz, mit den Zielen der “Hamas” oder Erdogan und seinen “Grauen Wölfen” liebäugeln. in manchen Regionen stellen sich entsprechend Neonazis bei “Freiheit für Palästina”-Kundgebungen dazu und klatschen zu “Kindermörder Israel”. – Gegen Israel verbindet. Mit wem eigentlich, wird nicht hinterfragt.

Erleben konnten wir eine ähnliche Querfront aus AntisemitInnen auch am 13.05.2021 in Bremen. Auf dem Domshof sammelten sich türkische NationalistInnen, “Hamas”-Fans, das “Bremer Friedensforum”, pseudolinke AntiimperialistInnen und Personen die zuvor bei “Querdenken” den Nationalsozialismus verharmlosende Reden hielten. Gemeinsam zu antisemitischen Parolen, wie “From the River to the Sea..” und “Kindermörder Israel“, sowie symbolisch positiver Rekurrierung auf die “Hamas”, gab sich diese Szene ihr Stelldichein. Für unbeteiligte mag das alles nur grotesk erscheinen. Für jene AntiimperialistInnen, denen kritische Diskursanalyse sowieso nur als akademisches Gewäsch westlicher Propaganda erscheint, ist die “Hamas” keine Terrororganisation, sondern revolutionäres Subjekt. Missverstandene Underdogs, einer vermeintlich “antifaschistischen Arbeiterklasse im Widerstand”. Logisch, wo Israel angeblich sowieso nur aus einer herrschenden Klasse “Nazis” besteht und Gaza ein “KZ” sei.

Wie aber wohl viele in Deutschland lebende JüdInnen Todenhöfers Propaganda erleben, macht die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, in einem offenen Brief an Todenhöfer kenntlich: “(…) Antisemitische Aufmärsche, beschmierte Synagogen, geschändete jüdische Friedhöfe und verängstigte jüdische Menschen, die ihre Heimat und ihre Gesellschaft nicht mehr wiedererkennen – ist das das Europa der Zukunft? Ist das die Welt, die Sie sich wünschen? Oder warum schüren Sie mit ihrer Polemik derartige Denkmuster? Warum machen Sie sich anschlussfähig für hasserfüllte Ideologien? Es ist traurig, dass das israelische Leid in Ihrer Weltanschauung keinen Platz hat. Es ist traurig, dass die Sorgen der jüdischen Menschen darin missachtet werden. Doch am traurigsten ist, dass Sie seitens der Medien ein Forum erhalten um ihre unsäglichen, weinerlich dargebotenen Thesen zu verbreiten.”

“Kein Frieden mit Todenhöfer”. Eine antifaschistische Protestgruppe ließ sich nicht von den hohlen Phrasen eines Todenhöfers einlullen und störte den “Frieden”. Marktplatz, Bremen. 24.07.2021

Antisemitism Sells

Dass sich mit Todenhöfer’s israelfeindlicher Propaganda gut Geld verdienen lässt, hat Todenhöfer schon vor Jahren erkannt. Mit populistischen Tönen und abenteuerlichen Beiträgen perfektioniert. Seine Bücher erreichen Bestseller-Rang in den Spiegel-Rankings. KritikerInnen erkannten bereits zutreffend, dass Todenhöfer sich ein gemütlichen Posten als populistischen Moralisten eingerichtet hat. Der nach außen hin pauschal den Westen dämonisiert und zwischen den Zeilen stets Israel meint. Aufmerksamkeit generiert er, in dem er mit verkaufsfördernden Phrasen von “Frieden“, “Freiheit” und “Gerechtigkeit seine Dämonisierungen ummantelt, um jede Angriffsfläche zu verstecken. Könnte er noch Bilder von traurig-süß glotzenden Kätzchen in seine Propaganda einfügen, er würde es tun. Sein neues Projekt “Team Todenhöfer” will nun in den Bundestag. Wo er bereits zwei Jahrzehnte als Hardliner des rechten Flügels der CDU saß. Was er dort heutzutage ohne Mehrheiten will? Er weiß es wohl selber nicht. Hauptsache sein “Team” findet in all den Irrungen bei seinen Auftritten jene Verzweifelten, die Phrasen und Allgemeinplätze triggern, seine Bücher kaufen und die patriarchale One-Man-Show “Team Todenhöfer” unterstützen.

50 Jahre in der CDU, gehen eben nicht einfach so vorbei.

Redaktion
AfD Watch Bremen

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