Im völkischen Familienbetrieb

Ann Katrin Magnitz und Lars Steinke (ganz links vorne) im Haus der Burschenschaft Hannovera in Göttingen. 21.5.2015 – Bildquelle: Thüringen Rechtsaussen

Um die Zusammenhänge zwischen der Bremer AfD, ihrer Jugendorganisation und dem völkisch-nationalistischen Flügel um Björn Höcke besser zu verstehen, lohnt sich auch ein Blick in das überregionale Umfeld der Bremer AfD. Hier ist die Tochter des AfD Landesvorsitzenden Frank Magnitz, Ann-Katrin, zu nennen.

Ann-Katrin Magnitz studierte in Kassel Geschichte und Spanisch auf Lehramt, und war an der dortigen Uni an der Gründung der “Jungen Alternativen Hochschulgruppe” (JA-HSG) beteiligt. Dort trat sie als deren Sprecherin auf.

Die Hochschulgruppe machte zunächst nur durch das Teilen rechtspopulistischer Inhalte in sozialen Netzwerken auf sich aufmerksam, mischte sich jedoch bald auch aktiv in eine Debatte um den umstrittenen Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera ein. Anfang des Jahres 2016 wurde der Kontakt zwischen der Kasseler “JA-HSG” und dem Rechtsextremisten Björn Höcke geknüpft – nach eigenen Angaben im Rahmen einer Demo gegen ein Moscheebau in Erfurt, zu dem die Mitglieder der “JA-HSG” von Frank Magnitz mitgenommen wurden. Bei dieser Demo hetzte Frank Magnitz als Gast von Höcke, massiv gegen Muslime und reproduzierte das Narrativ einer vermeintlichen “Islamisierung”. – Diese Phase kann als Anfang der bundesweiten Vernetzung der Kasseler “JA-HSG” um Ann-Katrin Magnitz gesehen werden. Im weiteren Verlauf des Jahres besuchten die Mitglieder der “JA-HSG” einen Vortrag in dem Haus der “Göttinger Burschenschaft Hannovera”. Auf einem Foto von diesem Vortrag, sitzt Ann-Katrin Magnitz neben Lars Steinke. Gründer der JA Göttingen/Braunschweig und bis 2019 umtriebiger Akteur der extrem rechten Szene mit Mandat der AfD. Steinke war 2016 auch Gründungsmitglied der JA in Bremen. 

Keine Berührungsängste mit Neonazis

Ann katrin Magnitz und Torben Braga gemeinsam mit Neonazis der Gruppierung ‘Wir lieben Meiningen‘ – Bildquelle: Thüringen Rechtsaussen

Darüber hinaus tauchten gegen Ende des Jahres 2016 Fotos von Ann-Katrin Magnitz auf, auf denen sie gemeinsam mit Akteuren der Bürgerinitiative “Wir lieben Meiningen” zu sehen ist. Diese “Bürgerinitiative” ist eine gewichtige Akteurin in der thüringischen extremen Rechten. Der Grad der Radikalisierung dieser “Initiative” ließ sich u.a. im Laufe des Sommers 2016 erkennen. Durch den Verkauf neonazistische Sticker und T-Shirts auf verschiedenen Rechtsrock-Konzerten. Neben Ann-Katrin Magnitz, wurde auch Torben Braga mit diesen Neonazis abgelichtet. Torben Braga, unter anderem Assistent von Björn Höcke im Thüringer Fraktionsbüro, ist selbst Burschenschafter der ultrarechten Burschenschaft Germania aus Marburg.

Als Mitglied dieser Burschenschaft übernahm er 2015 für ein Jahr den Vorsitz des extrem rechten Dachverbands “Deutsche Burschenschaft“, welcher in der Vergangenheit vor allem aufgrund der Diskussionen um den sogenannten “Arierparagrafen” im Fokus medialer Berichterstattung stand. Offiziell soll dieser Besuch “der Vorbereitung einer Debatte im Landtag” gedient habenAnn-Katrin Magnitz nahm nach eigenen Angaben an dem Treffen teil, weil sie zu dieser Zeit “ein Praktikum im Thüringer Landtag” absolviert habe.

Vernetzung der Strukturen

Ann-Katrin Magnitz verteilt mit Akteuren von “IB” und AfD, Propaganda während des Auftritts der Bundeskanzlerin. 15.08.2017, auf dem Marktplatz in Bremen. Hier mit dem ehemaligen Vorsitzenden  der JA Bremen, Robert Teske

Im Angesicht der Tatsache, wie viele junge JA-AkteurInnen inzwischen bei Björn Höcke angestellt sind oder zumindest zeitweilig dort Praktika absolvieren, wird ersichtlich, welch wichtige Funktion der Thüringer Landtag und vor allem das Büro von Björn Höcke in der Ausbildung des Partei-Nachwuchses einnimmt. Es wird deutlich, dass eine Analyse der überregionalen Verbindungen der Bremer AfD bzw. JA-FunktionärInnen wichtig ist, um ein Bild von der Tragweite der bundesweiten Vernetzung zu bekommen. So zeigt sich unter anderem am ehemaligen Bremer JA Vorsitzenden Robert Teske, wie eng die AfD in Bremen mit dem Höcke-Flügel verknüpft ist. Jener war 2019 von Bremen in das Büro des Thüringer Landtagsabgeordneten Björn Höcke gewechselt und unterstrich damit die unmittelbare Verflechtung zwischen “IB”-Akteuren und Höcke.

Auf der inzwischen von FB entfernten “IB Bremen” Seite dient Ann-Katrin Magnitz (rechts) im Anschluss der Propaganda, dieser völkisch-nationalistischen Organisation. Bildquelle: FB, IB Bremen 15.08.2017

Ann-Katrin Magnitz war von 2010 – 2015 an der Gesamtschule Bremen-Ost. Zum Studium zog sie nach Kassel und war zwischenzeitlich in den Semesterferien in Bremen anzutreffen, um u.a. die neonazistische “Identitäre Bewegung Bremen/Niedersachsen, gemeinsam mit ihrem Vater, bei einer Aktion auf dem Bremer Marktplatz zu unterstützen. – Die Bremer AfD und JA sucht aktiv die überregionale Vernetzung, nicht nur zu anderen Verbänden, sondern vor allem auch zum Umfeld von Björn Höcke und seinem völkisch-nationalistisch Flügel. Welcher sich aus militanten Neonazis, AkteurInnen der “neuen Rechten”, extrem rechten Burschenschaftern und “Identitären” zusammensetzt.

Aktivitäten für die “IB” kein Einzelfall

Auch für die pseudo-feministische “IB” Kampagne “120 db”, die im Hintergrund von Martin Sellner initiiert wurde, trat Ann-Katrin Magnitz 2018 in Erscheinung. Hier unterstützte sie mit ihrem Auftritt in einem Propaganda-Video, die rassistische Message der “Identitären Bewegung”. Gewalt gegen Frauen würde allein von muslimischen und afrikanischen Migranten/Geflüchteten ausgehen. Die Kampagne der “IB” propagierte, Frauen sollten gegen männliche Migranten/Geflüchtete mobil machen. Eine reine Hetzkampagne, die alle männlichen Migranten/Geflüchteten unter Generalverdacht stellt, gewalttätig und eine Gefahr für Frauen zu sein.

Ann-Katrin Magnitz (Mitte) bei der von verschiedenen AfD Verbänden inszenierten Propaganda-Veranstaltung am Bremer Goethetheater. 01/2019 Bildquelle: Recherche Nord

Die Protagonistinnen des Videos bezeichnen sich selbst als “Töchter Europas”. Eine heroische Anlehnung an das völkisch-nationalistische Narrativ einer vermeintlich weißen und homogenen Urbevölkerung Europas. Die bedroht sei vom “Großen Austausch”, durch nicht-europäische “Invasoren”. Eine Erzählung, die im Kern schon die Vernichtungsphantasie bereit hält. Eine gefährliche Ideologie, die 2019 ein extrem rechter Terrorist zum Anlass nahm, in Christchurch 51 Muslime zu ermorden. Die Verwicklungen zur “IB” und ihrem Rädelsführer, Martin Sellner, werden immer noch untersucht. – Im Zuge der drohenden VS Überwachung der AfD, beteuerte Magnitz, das ihre Aktivitäten bei der “IB nur eine einmalige Sache gewesen” wäre. Das ist eine reine Schutzbehauptung. Tatsächlich ist Ann-Katrin Magnitz seit Jahren in die extrem rechte Szene integriert und damit unweigerlich gut vernetzt in diesen Strukturen. Die engen Beziehungen ihres Vaters und AfD Landesschefs, zum Höcke-Flügel, bieten Ann-Katrin Magnitz ein ständiges Willkommen in der völkisch-nationalistischen Szene und Netzwerken der AfD. Wie ihre Zeit bei der Galionsfigur des “Flügels”, Björn Höcke, in Erfurt unterstreicht. Auftritte, wie diese in Propaganda-Medien der “IB”, können nur von AkteurInnen ausgehen, die vertrauenswürdig sind für einflussreiche Kader und Vordenker dieser Netzwerke. Wie die weiteren Protagonistinnen des Videos, in dem Magnitz auftrat, demonstrieren. Sie alle sind bundesweit bekannte Akteurinnen der “Identitären” und dessen Netzwerke. Zu dem auch “Ein Prozent” zählt, mit dem die Bremer JA und “IB” in enger Beziehung steht. 

Ann Katrin Magnitz 2019

Ann-Katrin Magnitz 2019 während des Bundestagswahlkampfs in einem Bremer Gymnasium. Ihre Einlassungen zum Thema Migration stießen bei den SchülerInnen auf starke Ablehnung.

Extrem Rechte wollen in die Parlamente

Inzwischen lebt Magnitz wieder in Bremen. Im August 2018 wurde durch unsere Recherchen bekannt, dass Ann-Katrin Magnitz, zusammen mit nun BIW Akteur Hinrich Lührssen und AfD Bürgerschaftskandidat Uwe Felgenträger, vom Bremer Landesverband in den Vorstand berufen wurde. Anfang 2019 gab der AfD-Landesverband die Kandidatur von Ann-Katrin Magnitz zur Bürgerschaftswahl bekannt. Neben dieser Kandidatur strebte sie, für den Fall nicht in die Bürgerschaft einziehen zu können, ein Mandat im Beirat Gröpelingen an. Im Herbst 2019 erreichte sie Platz 5 auf der Landesliste zur Kandidatenaufstellung zur Bürgerschaftswahl sowie einen Sitz im Beirat Gröpelingen. Nach Auskunft des Beirats, sei Ann-Katrin Magnitz jedoch “nicht zu den Sitzungen erschienen” und habe ihren Verzicht mitgeteilt.

Am 15.07.2021 verstarb überraschend der AfD-Bürgerschaftsabgeordnete Mark Runge. Dieser Umstand stellt für Ann-Katrin Magnitz nun die Möglichkeit in Aussicht, für diesen in die Bürgerschaft nachzurücken. Aktuell liegt noch keine Entscheidung des Landesverbandes zu dieser Frage vor. 

Redaktion
AfD Watch Bremen

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