Rechte Akteur:innen wie NIUS hetzen Bürger:innen gezielt gegen die Demokratie und ihrer Institutionen auf. Symbolbild: Bildrechte: AfD Watch Bremen

Eine Analyse von AfD Watch Bremen

Der aktuelle NIUS-Beitrag „Der NGO-Komplex – Sie nehmen dein Geld. Sie wollen deinen Willen brechen“ präsentiert ein vermeintliches “Enthüllungsstück” über Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Darin wird behauptet, Milliardenbeträge an Steuergeld seien in den letzten Jahren an NGOs geflossen – an Organisationen, die „in Wahrheit am Tropf des Staates hängen und die Agenda der Regierung propagieren“ . Mit dramatischem Ton suggeriert das Video zu dem Beitrag, dieser „NGO-Komplex“ würde die Meinungsfreiheit unterdrücken, illegale Massenmigration fördern und Deutschland eine „grüne Deindustrialisierung“ aufzwingen . Als Schaltzentrale dieses vermeintlichen Netzwerks wird ausgerechnet das Bundesfamilienministerium mit seinem Förderprogramm „Demokratie leben!“ benannt. NIUS stilisiert sich in der Doku als investigative Aufklärerin, die „monatelang“ recherchiert und mit “Experten” sowie sogar den Aktivist:innen der antifaschistischen Omas gegen Rechts gesprochen habe, um diese Zusammenhänge aufzudecken. Das Ziel: Delegitimation von Demokratieförderung und gegen zivilgesellschaftliches Engagement.

Rechtes Argumentationsmuster

Der Beitrag arbeitet mit klassischen rechtspopulistischen Mustern der Aufmerksamkeitsökonomie. Durch Zuspitzung und Dramatisierung werden demokratische NGOs pauschal als Teil eines finsteren Komplotts dargestellt, das „dein Geld nimmt“ und „deinen Willen brechen“ will – eine direkte Ansprache der Zuschauer:innen, die Angst und Empörung schüren soll. Anstatt einzelne Organisationen differenziert zu betrachten, wird ein nebulöser „Komplex“ konstruiert, der unterschiedlichste zivilgesellschaftliche Akteur:innen in einen Topf wirft. So wird etwa der staatliche Fördertopf „Demokratie leben!“ in Verbindung gebracht mit Protestbewegungen und Initiativen (wie Omas gegen Rechts oder Umweltverbände), um den Eindruck einer orchestrierten Kampagne gegen Bürger und konservative Politik zu erwecken. Belege für tatsächliche illegale Machenschaften oder Verschwörungen liefert die „große Investigativ-Dokumentation“ jedoch nicht – stattdessen dominieren Meinung, Polemik und pauschale Verdächtigungen . Große Zahlen (etwa „381 Milliarden Euro“ Steuergeld) und Schlagwörter wie „massenhafte illegale Migration“ werden in den Raum gestellt, ohne den Kontext zu erklären oder neutrale Quellen anzuführen. Dieses Vorgehen entspricht dem Grundmuster der NIUS-Plattform: „überspitzt, verkürzt, aus dem Zusammenhang gerissen und manchmal auch schlicht gelogen“ , um maximale Empörung zu erzeugen.

Rhetorik und ideologische Stoßrichtung

Bereits der Titel „Sie nehmen dein Geld. Sie wollen deinen Willen brechen“ zeugt von einer aggressiven, alarmistischen Rhetorik. NIUS zeichnet ein Bedrohungsszenario, in dem eine übermächtige Elite (die NGOs und Ministerien) das Volk (im Sinne völkischer Logiken) hintergeht und kontrolliert. Diese Opfer-Täter-Umkehr – Bürger als Opfer, NGOs als böse Täter – ist typisch für rechtspopulistische Agitation. Die Sprache ist schlicht und direkt, operiert mit Feindbildern („die wollen dir schaden“) und ruft implizit zum Widerstand auf. Ideologisch folgt der Beitrag einem klar rechtskonservativen bis rechtsextremen Narrativ: Progressive zivilgesellschaftliche Akteur:innen (etwa im Bereich Antirassismus, Klimaschutz, Flüchtlingshilfe) werden als verlängerter Arm einer „links-grünen“ Regierung dargestellt, die angeblich die Nation schwächt. So wird z.B. Klimaschutz polemisch als „grüne Deindustrialisierung“ diffamiert , Migration grundsätzlich mit Illegalität verknüpft und Engagement gegen Rechtsextremismus als Angriff auf die Meinungsfreiheit umgedeutet. Die vermeintliche geheime Schwächung durch verborgene Feinde gegen eine konstruiertes tugendhaften unschuldiges “Volk” geht auf typische NS-Propaganda zurück und war übliche Argumentation des NS_Regime bei der Verfolgung politischer Gegner:innen und erklärter “Volksfeinde”.

Auffällig ist, dass NIUS hier bekannte rechte Kampfbegriffe und Verschwörungsmythen aufgreift: Die Vorstellung eines steuerfinanzierten „Meinungssteuerungs-Kartells“ aus NGOs entspricht der Erzählung einer „Links-Liberalen Hegemonie“, die es zu bekämpfen gelte. Dieses Weltbild teilt NIUS mit der AfD und anderen Akteur:innen der Neuen Rechten, die seit Jahren behaupten, es gebe einen von oben gesteuerten „NGO-Industrie“- oder „Asyl-Industrie“-Komplex. Damit soll das berechtigte Engagement etwa für Demokratie oder Geflüchtete delegitimiert werden, indem man ihm eigennützige oder antidemokratische Motive unterstellt. Die ideologische Stoßrichtung ist klar anti-pluralistisch und anti-liberal: Die Vielfalt der Zivilgesellschaft wird nicht als Ausdruck demokratischer Meinungsbildung anerkannt, sondern als Einheitsfront dunkler Mächte dämonisiert.

NIUS positioniert sich dabei selbst als angeblich mutiges Gegenmedium. Der Duktus „Wir decken auf, was sie vor euch verbergen“ entspricht dem populistischen Gestus des Aufstands der Anständigen gegen eine vermeintliche „Meinungsdiktatur“. Diese Selbstinszenierung als Stimme des „wahren Volkes“ gegen „korrupte Eliten“ gehört zum ideologischen Kern rechtspopulistischer Medienangebote.

Der „NGO-Komplex“ als Feindbildproduktion (Gramsci und Adorno)

Der Begriff „NGO-Komplex“ erfüllt im NIUS-Beitrag die Funktion eines künstlich konstruierten Feindbilds, an dem unterschiedliche Ängste und Ressentiments gebündelt werden. Statt verschiedene zivilgesellschaftliche Akteur:innen differenziert zu betrachten, wird mit „Komplex“ ein übergreifendes Schlagwort geschaffen, das vor allem eines bewirkt: Dämonisierung statt Aufklärung . NIUS suggeriert eine Art Verschwörung: unabhängige Organisationen würden insgeheim zentral gesteuert, seien „staatsnah“ und hätten sich gegen das Volk verschworen.

In Begriff und Darstellung lassen sich Parallelen zu theoretischen Konzepten erkennen: Antonio Gramsci beschrieb die Zivilgesellschaft als Ort des Kampfes um kulturelle Hegemonie. Gerade neurechte Ideologen haben Gramscis Hegemonie-Begriff für sich adaptiert, indem sie die bestehende pluralistisch-demokratische Kultur als „links-liberale Meinungshegemonie“ denunzieren und durch eine rechte Hegemonie ersetzen wollen . Die Diffamierung ganzer zivilgesellschaftlicher Bereiche als „Komplex“ passt genau in diese Strategie: Sie soll die moralische und intellektuelle Führung der bisherigen Akteure brechen, um Raum für eine rechtspopulistische Gegen-Hegemonie zu schaffen. Wer alle kritischen Stimmen pauschal als Teil eines „Komplexes“ abwertet, versucht damit, das Vertrauen der Bürger:innen in diese demokratischen Akteur:innen zu untergraben – mit dem Ziel, die eigene Weltanschauung als neue Normalität zu etablieren.

Auch Theodor W. Adornos Analyse der autoritären Agitation ist hier aufschlussreich. Adorno zeigte, dass rechtsautoritäre Propagandist:innen stets mit vereinfachten Freund-Feind-Bildern arbeiten: Sie erschaffen einen kollektiven Sündenbock, der für diffuse Ängste verantwortlich gemacht wird, und stacheln ihr Publikum gegen diesen Feind an, um Gefolgschaft und emotionale Mobilisierung zu erzeugen. Genau das leistet der „NGO-Komplex“ im NIUS-Beitrag: Er fungiert als Chiffre für alles, was aus Sicht der Rechten schiefläuft – von unliebsamen Meinungen über Zuwanderung bis hin zur Klimapolitik. Diese Personifizierung des Bösen in Form eines allmächtigen Netzwerkes erfüllt psychologisch den Zweck, komplexe Probleme auf ein greifbares Feindbild zu projizieren. Adorno betonte, dass solche Agitatoren die reale Komplexität reduzieren und die Masse in paranoide Vorstellungen treiben, um autoritäre Lösungen anzubieten. NIUS’ Narrativ vom NGO-Komplex bedient genau dieses Muster: Es schürt Misstrauen gegen demokratische Institutionen und verspricht implizit, die „Machenschaften“ dieses Feindes aufzudecken – was letztlich auf die Autorität des „Aufdeckers“ (hier NIUS bzw. Julian Reichelt und Co.) einzahlen soll. Die Zuschauer werden emotional gegen den „Komplex“ aufgewiegelt, was eine klassische Wir-gegen-sie-Mentalität fördert – eine Grundlage für autoritäre Dynamiken.

Zusammenfassend ist der „NGO-Komplex“ also ein rechtspopulistisches Framing: Ein propagandistischer Begriff, der eine angeblich “staatsnahe” Zivilgesellschaft zu einem dämonischen Konstrukt verklärt, obwohl diese Zivilgesellschaft in Wirklichkeit schlicht für demokratische, offene Werte eintritt . Damit betreibt NIUS Feindbildproduktion im großen Stil – im Dienste einer Ideologie, die demokratische Gegenspieler diskreditieren will.

Strategische Desinformation und rechtsextreme Mobilisierung

Der NIUS-Beitrag steht im Kontext einer breiteren strategischen Desinformationskampagne, wie sie für die Neue Rechte charakteristisch ist. NIUS selbst – das Online-Portal des ehemaligen BILD-Chefredakteurs Julian Reichelt – fungiert seit seiner Gründung 2023 als „Hetz-Portal“, das massiv Stimmung gegen demokratische Institutionen und Minderheiten macht . Themen wie Migration, Klima oder Gender werden gezielt aufgegriffen, um sie im rechten Sinne umzudeuten und Empörung zu schüren. Laut der taz bietet NIUS „rechter Hetze eine Bühne“ und verbreitet bevorzugt Inhalte, die nach „Rassismus, Hetze gegen Minderheiten, [und] Leugnung der Klimakrise“ riechen . Dies geschieht, wie bereits erwähnt, oft durch Verzerrung von Fakten, Auslassungen und auch blanke Falschbehauptungen .

Der „NGO-Komplex“-Beitrag fügt sich nahtlos in diese Strategie ein. Durch das Aufwerfen eines Skandals um angebliche „Volksverräter“-Organisationen sollen Wut und Misstrauen in der Bevölkerung geschürt werden. Bemerkenswert ist, wie koordiniert das rechte Medienspektrum solche Narrative aufgreift und verstärkt: Ein aktuelles Beispiel ist eine NIUS-„Recherche“ vom Februar 2025, die suggerierte, Bundesministerien hätten regierungskritische Demonstrationen mit Steuergeld gelenkt (im Kontext von Protesten gegen die CDU). NIUS’ Darstellung dieser Desinformation wurde umgehend von einschlägigen Bloggern wie Boris Reitschuster, AfD- und sogar CDU-Funktionären weiterverbreitet – und schließlich von BILD nahezu wortgleich abgeschrieben . Die Boulevardzeitung titelte skandalträchtig über angeblich vom Staat finanzierten Protest, musste aber später kleinlaut einräumen, NIUS als Quelle genutzt zu haben . Dieses Beispiel zeigt deutlich: NIUS fungiert als Vorreiter in der Verbreitung rechter Desinformation, die bis in mainstream-nahe Kreise durchsickert. Damit trägt das Portal zu einer gefährlichen Verwischung der Grenze zwischen Fakten und Verschwörungserzählungen bei und unterstützt die Mobilisierung rechtsextremer Milieus.

Auch im Fall des „NGO-Komplex“ lässt sich erahnen, dass die Narrative längst über NIUS hinaus wirken: Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion stellte kürzlich einen umfangreichen Fragenkatalog zu Fördermitteln für NGOs, was in rechten Kreisen als Bestätigung der NIUS-Thesen gefeiert wurde. AfD-Politiker wiederum wettern seit Jahren gegen „Demokratie leben!“ und „staatlich alimentierte Gutmenschen-NGOs“ – hier liefert NIUS willkommene Munition für deren Rhetorik. Die rechtsextreme und rechtspopulistische Szene wird durch solche Inhalte weiter angestachelt und ideologisch vereinheitlicht.

Zugleich zeigt der Blick hinter die Kulissen von NIUS, dass diese Desinformation keineswegs zufällig oder amateurhaft passiert, sondern strategisch geplant ist: NIUS wird von einem Milliardär (Frank Gotthardt) finanziert, der der konservativen bis rechten Szene nahe steht, und versammelt gezielt bekannte Köpfe der rechten Medienlandschaft (u.a. Ex-BILD-Leute wie Julian Reichelt, aber auch Publizist:innen wie Jan Fleischhauer und Judith Basad ). Dieser gut ausgestattete Hintergrund ermöglicht professionell gemachte Beiträge, die äußerlich seriös wirken, tatsächlich aber oft billige gezielte Desinformation verpacken. So hat NIUS z.B. im Herbst 2023 einen Beitrag veröffentlicht, der Interviews mit Geflüchteten manipulierte, um eine falsche Behauptung über angeblich bevorzugte Zahnbehandlungen für Asylbewerber zu „belegen“. Reichelts Plattform NIUS scheute nicht davor zurück, Geflüchtete irrezuführen und ihre Aussagen zu verdrehen, nur um einen rechten Mythos (den Friedrich Merz zuvor aufgestellt hatte) nachträglich als “wahr” darzustellen. Dieses perfide Vorgehen verdeutlicht: NIUS ist kein normales Nachrichtenportal, sondern ein Akteur gezielter politischer Desinformation, finanziert von einem Millardär den nicht Meinungsfreiheit sorgt, sondern wie sich die Unterstützung demokratifeindlicher Positionen normalisieren lassen. – mit dem Kalkül, rechtes Gedankengut in breitere Bevölkerungsschichten zu tragen und so gesellschaftliche Stimmungen nach rechts zu verschieben. Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt generell vor solchen „alternativen Medien“, da sie häufig in rechtsextreme Mobilisierungspraktiken eingebunden sind, indem sie Feindbilder schüren und Vertrauen in demokratische Institutionen zersetzen. NIUS liefert hierfür ein aktuelles Fallbeispiel in Deutschland und müsste längst nach den Kriterien der Behörde als verfassungsfeindlicher Akteur erkannt werden.

Verletzte journalistische Standards bei NIUS

Der NIUS-Beitrag „Der NGO-Komplex“ und generell die Arbeitsweise von NIUS verletzen eine ganze Reihe grundlegender journalistischer Standards. Objektivität, Sorgfalt und Wahrhaftigkeit – Kernprinzipien des Presse-Kodex – werden hier systematisch missachtet. Statt neutraler Berichterstattung betreibt NIUS offenen Kampagnenjournalismus gegen politische Gegner. So werden etwa im NGO-Beitrag Behauptungen aufgestellt, ohne beide Seiten anzuhören oder unabhängige Faktenchecks zu liefern. Betroffene Organisationen oder das Familienministerium kommen gar nicht selbst zu Wort; die Anschuldigungen bleiben unbewiesen im Raum stehen. Die Ruhe die hier eine Vielzahl bürgerlicher Journalist:innen und Medienhäuser zu dieser Entwicklung an den Tag legen, während damit auch ihr Berufsethos aus dem Prüfstand steht, ist zunehmend besorgniserregend.

Mehrfach wurde NIUS in jüngster Zeit beim Verbreiten falscher Informationen ertappt. Ein gravierendes Beispiel: Am Tag nach der Bundestagswahl 2025 veröffentlichte NIUS die „Eilmeldung“, der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz wolle das Innenministerium der SPD überlassen – und berief sich dabei auf die Nachrichtenagentur dpa. Tatsächlich hat es diese dpa-Meldung nie gegeben; NIUS hat sie frei erfunden . Dieser Vorfall zeigt einen eklatanten Verstoß gegen die Wahrheitspflicht: Eine Nachricht zu fälschen und einer renommierten Agentur unterzuschieben, überschreitet jede journalistische Rote Linie. Auch Correctiv bestätigte, dass NIUS hier eine Fake News in Umlauf brachte.

Zudem fehlt NIUS die Trennung von Nachricht und Meinung. Beiträge sind meist tendenziös gefärbt, ohne dass dies klar ausgewiesen wäre. Schlagzeilen werden reißerisch formuliert, um Emotionalität über Fakten zu stellen. NDR Zapp, das Medienmagazin, kritisierte jüngst in Bezug auf NIUS: „Die taz arbeitet nachweislich nach journalistischen Standards, Nius hingegen fällt regelmäßig durch Falschinformationen, Unterstellungen und reißerische Berichte auf.“ . Selbst der Bundesfinanzminister Christian Lindner geriet in die Kritik, als er NIUS ein Interview gab und anschließend behauptete, dies sei Teil der „Medienpluralität“ – denn damit stellte er NIUS fälschlich als normales Medium auf eine Stufe mit etablierten Zeitungen. Die taz-Chefredakteurinnen stellten klar, NIUS sei kein legitimes Presseorgan, sondern eine „unappetitliche, rechtslastige Website“, die presseethische Grundsätze missachte .

Konkret verletzt NIUS oft die journalistische Sorgfaltspflicht: Quellen werden selektiv oder verzerrt wiedergegeben, Zahlen ohne Kontext präsentiert, Zitate entstellend gekürzt. Die bereits erwähnte gefälschte dpa-Meldung und die manipulierten Flüchtlings-Interviews sind krasse Fälle von Täuschung und Manipulation, die mit seriösem Journalismus unvereinbar sind . Auch die Diffamierung einzelner Personen oder Gruppen (z.B. pauschale Verunglimpfung ganzer Berufsstände wie Sozialarbeiter, Klimaschützer etc.) verstößt gegen die im Pressekodex verankerte Achtung der Menschenwürde. NIUS betreibt geradezu das Gegenteil von ausgewogener Berichterstattung: Es werden Generalverdächte gestreut und Feindbilder gezeichnet, ohne den Beschuldigten faire Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Damit missachtet NIUS das Prinzip der Ausgewogenheit und Fairness.

Zusammengefasst: NIUS agiert mehr als Propagandaplattform denn als Nachrichtenmedium. Fakten werden dem Narrativ untergeordnet, nicht umgekehrt. Diese Verletzungen journalistischer Standards sind umfassend dokumentiert – sei es durch Medienwächter, Faktenchecker oder investigative Recherchen anderer Journalisten. Für ein Publikum gilt es daher, NIUS-Beiträge äußerst kritisch einzuordnen und sich eher auf etablierte Medien zu verlassen, die überprüfbare Fakten liefern.

Verbindungen nach Bremen: NIUS-Autorin Timke und politisches Netzwerk

Interessant – und für Bremen besonders relevant – sind die personellen und ideologischen Verbindungen hinter dem NIUS-Beitrag in die Bremer Politik. NIUS-Mitarbeiterin Melissa Timke, die als Moderatorin und Content-Creatorin für Reichelts Portal tätig ist, nimmt eine Schlüsselrolle zwischen NIUS und der rechtsradikalen Partei Bündnis Deutschland ein, die in Bremen eng verzahnt ist mit der rechtsextremen AfD. Melissa Timke ist mit dem Bremer Politiker Jan Timke verheiratet, dem Fraktionsvorsitzenden der Partei Bündnis Deutschland in der Bremischen Bürgerschaft. Melissa Timke wurde von Jan Böhmermann’s Magazin Royal bereits mit der extremen Rechten in Verbindung gebracht. Jan Timke gründete 2004 die rechtsgerichtete Wählervereinigung Bürger in Wut (BIW) und sitzt seit 2007 ununterbrochen in der Bürgerschaft. BIW ging 2023 in der neuen Partei Bündnis Deutschland (BD) auf, deren Landesvorsitz in Bremen Timke ebenfalls innehat und inzwischen zahlreiche Querelen um rechtsextreme Akteur:innen in und um die Partei kreisen.

Ideologisch bewegt sich Jan Timke selbst klar im rechtspopulistischen Spektrum. Die Bundeszentrale für politische Bildung attestiert BIW/Bündnis Deutschland eine Mischung aus rechtskonservativen und rechtspopulistischen Positionen . Schwerpunkte sind Law-and-Order-Themen, Anti-Establishment-Rhetorik und eine stark migrationsfeindliche Haltung – Timkes Partei propagiert etwa die Unterstellung einer „schleichenden Islamisierung“ und fordert rigorose Abschiebungen sowie kulturelle Assimilation. In der rassistischen Ausrichtung nähert sich Timkes Politik der AfD und sogar europäischen Rechtsaußen-Parteien an.

Die Einbindung von Melissa und Jan Timke in rechtspopulistische Netzwerke zeigt, wie eng verzahnt die politische und mediale Agitation ist. Melissa Timke – in den sozialen Medien auch unter dem Pseudonym „Klara Korn“ bekannt – war früher Ballermann-Sängerin (mit dem Song „Drei Promille“) und hat sich in den letzten Jahren zur rechtskonservativen Influencerin gewandelt mit zahlreichen Anhänger:innen, die in den Kommentarspalten mitunter strafbare Hasspropaganda posten. Selbstverständlich bleibt diese Form von rassistischer “Meinung” unmoderiert.. Als NIUS-„Sprecherin“ tritt sie etwa in Videos auf und verbreitet auf TikTok unter dem Namen „konservativ.und.frei“ reichweitenstark Inhalte, die mit den Positionen ihres Mannes übereinstimmen . Diese Koppelung von politischer Funktion (Jan Timke) und medialer Inszenierung (Melissa Timke) ist im Sinne einer „Frontend- und Backend-Strategie“ durchaus geschickt: Jan Timke bringt rechtspopulistische Forderungen in die Bürgerschaft ein, während NIUS – befeuert durch interne Verbündete wie seine Frau – die passenden Storys liefert, um den Boden in der Öffentlichkeit dafür zu bereiten. Undemokratische Vermischung von Parlament und Presse in a nutshell.

Konkret lassen sich auch in Bremen Überschneidungen der Narrative feststellen. So wetterte Jan Timke im Wahlkampf und in Bürgerschaftsreden regelmäßig gegen eine angebliche „Bevorzugung von linken Vereinen“ durch öffentliche Gelder und nannte explizit Förderprogramme wie „Demokratie leben“ als ideologisch gefärbt. Diese Vorwürfe entsprechen nahezu wörtlich dem, was im NIUS-NGO-Beitrag behauptet wird. Es ist daher naheliegend, dass hier kein Zufall, sondern strategische Abstimmung vorliegt: NIUS liefert die scheinbar „journalistischen“ Munition, die Bündnis Deutschland und AfD dann politisch nutzen können. Die rechtspopulistischen Netzwerke – ob Parteien wie AfD/BD, Medienportale wie NIUS oder Kampagnen wie die der identitären „Ein Prozent“ – sind eng verflochten und unterstützen sich gegenseitig in ihrer Mobilisierung gegen demokratische Institutionen. Dass die Verfassungsschutzämter weiterhin diesen Aspekt vollkommen verkennen, legt auch Bildungsdefizite in Behörden offen, die sich ironischerweise als “Frühwarnsystem” verstehen. Wer nicht weiß was die Gefahr ist, kann auch nicht vor ihr warnen.

Für Bremen bedeutet diese Verbindung besondere Wachsamkeit für die Zivilgesellschaft: Mit Jan Timke sitzt ein NIUS-naher Akteur im Landesparlament, dessen politische Linie von einer rechtskonservativer- bis rechtsextremer medialen Propaganda-Maschinerie flankiert wird. Die Timkes bewegen sich ideologisch in einem Umfeld, das nachweislich bis weit in die extreme Rechte reicht. Dass Melissa Timke für Julian Reichelts NIUS arbeitet – ein Portal, das vom Verfassungsschutz zumindest in Zukunft aufmerksam beobachtet werden dürfte – spricht Bände über die Verortung von Bündnis Deutschland Bremen. AfD Watch Bremen wird weiterhin verfolgen, wie sich diese Verbindungen auswirken: Ob etwa NIUS-Themen eins zu eins in parlamentarische Anfragen oder Reden von Bündnis Deutschland einfließen, oder ob umgekehrt Bremer Rechtspopulist:innen und Extremist:innen durch NIUS eine nationalistische bis-völkische Bühne erhalten.

Redaktion
AfD Watch Bremen