Analyse zur Bundestagswahl 2025 in Bremen und Bremerhaven – Schwerpunkt: Rassismus, Rechtsextremismus und Verfassungsfeindlichkeit
Die Bundestagswahl 2025 markiert in Bremen und Bremerhaven einen alarmierenden Wendepunkt: Die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD erzielte in der Freien Hansestadt ihr bislang bestes Wahlergebnis. Dieser Wahlerfolg ist nicht losgelöst vom wachsenden Einfluss rechtsextremer, rassistischer und verfassungsfeindlicher Strukturen, sondern Ausdruck eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Problems.
Faktenbasierte Wahlergebnisse (Zweitstimmen AfD)
Gesamtergebnis Bremen: 15,1 %
Gesamtergebnis Bremerhaven: 19,2 %
Stärkste Ergebnisse in einzelnen Bremer Stadtteilen
Burgdamm 02: 47,2 %
Lüssum-Bockhorn 04: 39,4 %
Tenever 04: 37,9 %
Neue Vahr Südwest 02: 37,8 %
In diesen Bezirken ist die Partei deutliche Wahlgewinnerin geworden – sie erzielte dort teils doppelt so viele Stimmen wie demokratische Parteien.
Einordnung im Kontext von Rechtsextremismus und Rassismus
Diese massiven Zugewinne müssen im Zusammenhang mit rechtsextremen Deutungsmustern verstanden werden, die sich in der politischen Kommunikation der Partei widerspiegeln.
Die AfD propagiert die Abwertung von Migrant:innen, Muslim:innen und Jüd:innen, nutzt Narrative des sogenannten „großen Austauschs“ (rechtsextreme Verschwörungsideologie), relativiert oder leugnet den Holocaust oder die Verantwortung Deutschlands für den Nationalsozialismus (vgl. in der AfD normalisierte Aussagen Höcke, Kalbitz, etc.), lehnt grundlegende Prinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ab (z. B. Gewaltenteilung, Minderheitenschutz, Anerkennung verbriefter Grundrechte Würde des Menschen, etc), Sieht die freie Presse als Feindbild, bedroht Kritiker:innen und nutzt die Parlamente um Zahlen über Minderheiten zu erfassen (Vgl. Vorgehen im NS gegen Feinde), setzt auf gezielte hetzerische Mobilisierung in sozial prekären Stadtteilen mit rassistischen Ressentiments und sozialen Abstiegsängsten.
Sozialräumliche Muster und politische Radikalisierung
In Stadtteilen wie Burgdamm, Lüssum, Tenever oder Neue Vahr sind die Wahlergebnisse Ausdruck einer Kombination aus sozialer Prekarität, Abkopplungserfahrung, autoritären Sehnsüchten und gezielter Desinformationskampagnen.
Die hohe Zustimmung dort zeigt die fehlende soziale Teilhabe und Strukturschwäche im Bundesland, den Verlust des Vertrauens in demokratische Institutionen und gezielte Ansprechbarkeit für rassistische Deutungsangebote rechter Parteien. Darunter auch dem “Bündnis Deutschland”: Das hier ähnliche Erfolge bei der letzten Bürgerschaftswahl erzielte.
Viele dieser Viertel weisen hohe Arbeitslosigkeit, höhere Migrationsanteile, Bildungsbenachteiligung und fehlende Infrastruktur auf – ein Nährboden für extrem rechte Narrative, wenn demokratische Akteur:innen dort nicht mehr präsent sind. Eine Gesamtstrategie gegen diese dramatische Lage hat die aktuelle Landesregierung weder vorgelegt, noch in Planung. Indes steigt die Kinderarmut und Altersarmut weiter an.
Verfassungsfeindlichkeit der AfD (BfV-Bewertung)
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat 2025 offiziell die Bundespartei der AfD als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft.
Wesentliche Begründungen:
– Abschaffung des Asylrechts
– rassistische Politikvorstellungen
– massive Angriffe auf Pressefreiheit, Justiz, Parlamente
– Kontakte zu rechtsterroristischen Netzwerken
– Bestrebungen zur Delegitimierung des Staates
Auch in Bremen zeigt sich, dass diese extremistischen Strukturen keine Randerscheinung mehr sind, sondern massiv in Parlamente und Stadtteile hineinreichen.
Gefahr für die Demokratie im Bundesland Bremen
Die Ergebnisse zeigen: In mehreren Stadtteilen hat sich ein rechtsextremes Wähler:innenmilieu stabilisiert. Es besteht die reale Gefahr einer Normalisierung rechtsextremer Positionen im öffentlichen Diskurs, einer Einschüchterung zivilgesellschaftlicher, migrantischer und antifaschistischer Gruppen und eines Vertrauensverlustes in die wehrhafte Demokratie, damit eine Vertiefung regionaler Erosion der Demokratie.
Mit Blick auf die anstehende Bürgerschaftswahl ist von einem massiven Zuwachs von Sitzen und damit eine erhebliche Einflussnahme auf den Diskurs vorhersehbar. Aktuell ist keine Strategie demokratischer Fraktionen erkennbar, dieser Tatsache hinreichend zu begegnen. Im Gegenteil. Rechte Propaganda wird seitens FDP und CDU zunehmend übernommen und normalisiert. Die in Teilen rechtsradikale Partei “Bündnis Deutschland (BD)” arbeitet ähnlich an einer rassistisch motivierten Vergiftung der liberalen Demokratie. Gemeinsam mit CDU und FDP ergibt sich darauf eine gefährliche Gesamtentwicklung, die bei den aktuellen Regierungsparteien in der Bürgerschaft kaum Beachtung findet.
Notwendige Reaktionen
Demokratische Parteien und Zivilgesellschaften müssen Präsenz zeigen, besonders in sozial schwachen Quartieren. Zivilgesellschaftliche Bildungsarbeit, eine massive Anhebung der Ausgaben für Bildung, Kultur, Soziales und Sport sind ebenso geboten, wie Antidiskriminierungs- und Präventionsprojekte . Sie brauchen dauerhafte Förderung und Schutz. Die lokale bürgerliche Presse muss wesentlich besser ausgebildet werden, um rechte Strategien wie SLAPP besser zu verstehen und Propaganda der AfD besser einzuordnen. Professionelles Monitoring rechter Vorfälle und klare Benennung rassistischer Gewalt sind entscheidend.
Die Bundestagswahl 2025 hat in Bremen und Bremerhaven deutlich gemacht, dass rechtsextreme und rassistische Weltbilder längst normalisiert sind. Die AfD ist keine Protestpartei – sie ist ein verfassungsfeindliches Projekt in Gestalt einer Partei, das auf die Abschaffung zentraler demokratischer Prinzipien abzielt. Dies erfordert eine klare, entschlossene und dauerhaft strukturierte Gegenstrategie auf allen Ebenen.
Redaktion
AfD Watch Bremen
Dieser Beitrag wurde von der Redaktion von AfD Watch Bremen verfasst. Wir beobachten und dokumentieren (extrem) rechte Aktivitäten, Akteur:innen und Netzwerke im Bundesland Bremen – faktenbasiert, quellengesichert und fachjournalistisch unabhängig.